: Vertreibungsversuch sinnlos
■ Stellungnahme des AK-Drogen zu den Polizeieinsätzen am Sielwall
Trotz der Ankündigung des Innensenators bzw. des Polizeipräsidenten, die augenblicklich massiven Polizeieinsätze an der Sielwallkreuzung dienten der Bekämpfung nicht abhängiger Dealer, ist im Ergebnis festzustellen, daß sich die Verfolgung u. a. durch Hundestaffeln und SEK-Kommandos hauptsächlich gegen die abhängigen KonsumentInnen richtet.
Obwohl diese Maßnahme angeblich im Sinne des Bremer Drogenhilfeplans sein sollen, blockieren sie wesentliche, eben in diesem Plan festgelegte niedrigschwellige Hilfsangebote für Abhängige, da diese durch den Verfolgungsdruck kaum mehr erreichbar sind!
Die Belange der Bewohner werden von uns gesehen, jedoch die Abfolge der Schritte ist falsch. Bevor keine regionalen dezentralen Angebote geschaffen worden sind, macht dieser Vertreibungsversuch keinen Sinn!
Während die Gesundheitsbehörde AIDS-präventive Bemühungen, wie z. B. Abgabe und Tausch steriler Einwegspritzen finanziell unterstützt, beschlagnahmen Beamte des Innenressorts eben diese Spritzen. Folge dieser offensichtlich ausschließlich auf Beruhigung der Anwohner zielenden verschärften Repression werden
-eine Verlagerung der Szene in umliegende Straßen,
-eine zunehmende gesundheitliche Beeinträchtigung der KonsumentInnen bis zur Inkaufnahme erhöhter Sterblichkeit und
-eine verstärkte Kriminalisierung von Abhängigen sein.
Es ist nicht davon auszugehen, daß die augenblicklichen Verfolgungsmaßnahmen dazu geeignet sind, die Anzahl der KonsumentInnen zu reduzieren , deren Konsum zu senken oder die Beschaffungskriminalität zu verringern! Wer meint, eine Verstärkung der Repression könne die Lösung eines gesellschaftlichen Problems sein, täuscht sich und andere!
Es kommt uns in diesem Zusammenhang darauf an, deutlich zu machen, daß eine dauerhafte Veränderung der Situation, wie sie die Bevölkerung berechtigt fordert, nur umgehende und entschlossene Verbesserung der Situation in folgenden Bereichen erreicht werden kann:
-Dezentralisierung und Ausbau von Hilfs- und Beratungsangeboten
-ausreichende Versorgung mit Wohnraum
-verbesserte Methadonvergabe und
-Entkriminalisierung von Konsumenten.
i. A. des AK-Drogen:
R. Schuhmacher
AIDS-Hilfe Bremen
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen