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DIE MODERNE EROBERUNG BALIS

■ Die Erschließung neuer Gebiete für den internationalen Tourismus führt zur Umsiedlung Hunderttausender Balinesen. Ein klassisches Beispiel für die rücksichtslose Vereinnahmung von Landschaft und Kultur ...

Die Erschließung neuer Gebiete für den internationalen Tourismus führt zur Umsiedlung Hunderttausender Balinesen. Ein klassisches Beispiel für die rücksichtslose Vereinnahmung von Landschaft und Kultur durch die florierende Sonnenscheinindustrie.

VONFRANCAFREY

Bali hat immer Saison. Frenchies are coming, heißt es im August. It's Aussi-time im Dezember. Dazwischen und mittendrin aalen sich Deutsche, Italiener, Schweizer, Engländer und Amerikaner an den weißen Stränden von Kuta, Sanur oder Nusa Dua. Breitschultrige, braungebrannte Muskelmänner reiten auf meterhohen Wellenkämmen an die Strände von Kuta und Legian. Zwischen VerkäuferInnen, die von Massagen über Obst und Holzschnitzereien so ziemlich alles anbieten, was das Touristenherz höher schlagen läßt, rösten Frauen mit knappen Tangahöschen in der sengenden Tropensonne. Immer mehr Urlauber reisen organisiert. Die kleinen Homestays werden von Luxushotelketten verdrängt.

Schon jetzt stehen viele Hotelanlagen halb leer, aber der Bauboom geht weiter. Die meisten Bauarbeiter kommen aus Java; wenn ihre Arbeit beendet ist, kehren sie häufig nicht auf diese überbevölkerte Insel zurück, sondern siedeln in Slums zwischen Neubauten oder in Holzbaracken am Strand. Ihre Kinder versuchen ihr Glück als Straßen- oder Strandverkäufer. Ganze Horden fallen über die kauflustigen Touristen her, um ihnen billige Uhren, Schmuck und selbstgebastelte Armreifen aufzuschwatzen. Die Konkurrenz ist groß in der eigens für Touristen gebauten Kuta-Geschäftsstraße.

Nicht nur Surfen, Sonne und Shopping locken die Urlauber nach Bali. In Reisehandbüchern und Pauschalkatalogen wird auch mit der einmaligen Kultur Balis, die geprägt ist durch den Hinduismus, geworben. So ist es nicht verwunderlich, daß auf einer Totenfeier in Ubud, dem kulturellen Zentrum Balis, mehr Touristen als Einheimische anzutreffen sind. Ganze Busladungen voller mit Kameras bewaffneter Touristen werden in das kleine Dorf gekarrt. Eine Totenfeier als Abenteuerausflug. Ein Pärchen in Shorts und Hemdchen schmust lustvoll vor den brennenden Leichen. Die Familie des Toten ist nach der üppigen Feier häufig verschuldet, an den Touristen verdient allein der Reiseveranstalter. Auch der Trancetanz Barong, sonst nur zu besonderen Anlässen und im verborgenen aufgeführt, ist jetzt wöchentliche Touristenattraktion. Dies tue der Religiosität und ihrer Bedeutung für den einzelnen keinen Abbruch, meint der Leiter der Tanzgruppe, der balinesische Maler und Hotelbesitzer Made Sadia. „Wir teilen unser Leben ein; wenn jemand stirbt, haben wir eine Totenfeier oder eine andere Zeremonie. Wir nehmen uns Zeit dafür, wir hören auf zu arbeiten, gehen zu der Familie des Toten und helfen. Das ist unser traditionelles System. Nicht immer nur ans Geldmachen denken, eine Zeremonie ist wichtiger für uns.“

Die vielen Feiertage machen die Balinesen als Arbeitskräfte unattraktiv. In den großen Hotelanlagen, wie etwa dem Club Mediterranée in Nusa Dua, arbeiten vor allem Javaner. Neben der Clubanlage steht Präsident Suhartos eigenes Hotel mit riesigen Golfanlagen, denn auch Suhartos spielen gerne Golf. Hohe Mauern umgeben den Touristenpark. Die Urlauber sollen nicht von einheimischen Verkäufern belästigt werden. Der Tempel im Nusa-Dua-Ferienpark ist für Balinesen nicht mehr zugänglich, weil er auf einem Privatstrand steht. Der Priester wollte seinen Tempel nicht verlassen. Er hat Selbstmord begangen.

Hotelketten statt gewachsene Dörfer

Nusa Dua ist tonangebend für die Zukunft des Tourismusgeschäftes auf Bali. Nach neuesten Plänen soll nun auch die Bali vorgelagerte Insel Lembongang zum paradiesischen Ferienpark ausgebaut werden. Auf der Insel leben heute überwiegend Seegrasbauern und Fischer, die man umsiedeln will. Kein Wunder, daß die Bewohner den Ausbau des Tourismus als Bedrohung empfinden: „So viele Touristen wie dieses Jahr waren noch nie hier. Früher gab es zwei Bungalow-Dörfer, jetzt sind es schon fünf. Früher konnten wir überall Seegras anbauen, jetzt sollen wir uns auf ein kleines Stück Land und Wasser beschränken. Aber das geht nicht, denn wir verdienen nicht am Tourismus. Das Geld streichen die Hotelbesitzer ein, nicht wir.“

Vor kurzem erschien der balinesische Gouverneur auf Lembongang. „Seegras stinkt und sieht schmutzig und unordentlich aus, deshalb solltet ihr aufhören, welches anzubauen“, appellierte er an die Bauern. Da fast alle auf Lembongang vom Seegras leben, ignorierten sie die Rede des Gouverneurs. Von einem Tag auf den anderen sank der Preis für ein Kilo Seegras von 1.500 Rupies (1,50 DM) auf 150 (0,15 DM) Rupies. Die Händler behaupteten, sie hätten keine Abnehmer mehr. Ein Seegrasbauer sieht das realistischer: „Man hat mir und den anderen erzählt, Seegras würde nicht mehr exportiert werden, und die Firma hätte kein Geld mehr. Aber wir glauben das nicht; weil hier der Tourismus weiterentwickelt werden soll, sinken die Seegraspreise.“

Schmutz und Armut stören die Touristen

Der Suharto-Clan hat 25 Hektar Land auf Lembongang gekauft. Die Pläne für den Tourismuspark sehen weder ein Dorf noch Seegraspflanzungen vor. Die Seegrasbauern versuchen ihr Schicksal durch Verhandlungen mit der Regierung abzuwenden: „Die Leute von Lembongang und die Regierung halten oft Versammlungen zum Thema Seegras und Tourismus ab. Wir hoffen, daß beides geht. Aber die Regierung sagt, hier wird ein großer Tourismuspark gebaut, und das Seegras sieht so schmutzig aus, und wir Bauern sind so ungebildet. Das paßt nicht in die Tourismusbranche. Wir hoffen weiter. Bis jetzt hat die Regierung noch keine Entscheidung gefällt.“

Dafür schickt die Regierung Umsiedlungsbeauftragte. Das Transmigrationsprogramm wurde ursprünglich dazu entwickelt, um das Überbevölkerungsproblem auf Java zu lösen. Auf Bali leben rund drei Millionen Menschen. Bis ins Jahr 2000 sollen 150.000 Familien — das sind fast eine Million Menschen — nach Irin Yaya, Sumatra und Sulawesi umgesiedelt werden.

Auf Sumba Kolompok ist man schon weiter

In Westbali ist die Entwicklung, wie man sie auf Lembongang anstrebt, schon fortgeschrittener. Auch das Dorf Sumba Kolompok am Rande des dortigen Nationalparks soll aufgelöst werden. Schon 1972 hörten die Dörfler zum erstenmal von dem Plan ihrer Transmigration. Bapak Arnarta besitzt 60 Kühe und eines der wenigen Steinhäuser im Dorf. „Die Regierung sagte, sie will hier ein Hotel bauen für den Nationalpark, und das Dorf würde das Auge der Touristen stören: zu schmutzig und ärmlich. Und außerdem müßten die wilden Tiere geschützt werden. Ich finde das sehr komisch. Unser Dorf soll stören, aber ein Hotel nicht. Jedenfalls sagten sie uns, wir sollten wegziehen. Ich werde niemals weggehen. Mein Vater hat dieses Land dem Sumpf abgerungen. Ich will hier auf meinem Land sterben.“

Die Versprechungen der Regierung für die Transmigration sind groß. Der Bürgermeister von Sumba Kolompok beispielsweise setzt sich heftig für das Umsiedlungsprogramm ein. „Seit 1970 rate ich den Leuten zu transmigrieren, und in dieser Zeit haben 500 Familien an dem Transmigrationsprogramm teilgenommen und sind nach Sumatra und Sulawesi gezogen. Ich selbst bin nach Sulawesi gefahren und habe das passende Land ausgesucht. Aber wir zwingen die Leute nicht, sie können wählen, ob sie alleine wegziehen oder mit Hilfe der Regierung. Erst letzten Monat haben 25 Familien das Dorf verlassen und sind jetzt in Denpasar, um sich auf das neue Leben vorzubereiten.“

Von oben verordnete Umsiedlung ins Elend

Der Bürgermeister selber möchte nicht transmigrieren. Beamten wären auf Bali unersetzlich, meint er. Viele der Transmigranten sind wieder nach Sumba Kolompok zurückgekehrt. Ein Rückkehrer schildert seine deprimierende Erfahrung: „Kurz nach unserer Ankunft auf Sulawesi wurden wir alle krank, und es gab keine Medizin. Das Krankenhaus ist weit weg, und es gibt keinen öffentlichen Transport. Wir mußten ein Taxi chartern, das kostete 5.000 Rupies, für uns viel Geld. Im Krankenhaus stellte der Arzt fest, daß wir Malaria Tropicana hätten. Es gab nicht genug Medikamente gegen diese Krankheit. Viele Leute waren krank, einige Kinder starben. Die medizinische Versorgung war so schlecht, daß ich und meine Frau beschlossen, hierher zurückzukehren. Außerdem bekamen wir kein Geld, nur Reis für vier Tage. Danach gab es nichts mehr. Als wir im Transmigrationsbüro um mehr Reis baten, wurden wir weggeschickt. Wir mußten zu Freunden gehen, die schon länger im Camp waren, und um Essen betteln.“

Der zuständige Transmigrasi-Beamte auf Bali äußert sich nicht zu den Berichten. Die Dörfler glauben den Rückkehrern. Sie sind es gewöhnt, von der Regierung belogen und betrogen zu werden. So wurde ihnen schon mehrmals, zuletzt nach einer Demonstration vor dem Parlament in Jakarta, zugebilligt, daß ihr Dorf legal sei und sie Besitzurkunden bekommen würden. Das war vor mehr als einem Jahr. Seitdem geht es den Leuten nicht besser. Im Gegenteil. Die Situation spitzt sich immer mehr zu. Da niemand mehr den Vorträgen der Transmigrasi-Beamten von einer besseren Zukunft auf Sulawesi Gehör schenkt, werden die Schikanen immer brutaler. Dabei arbeiten Militär und die Nationalparkpolizei Hand in Hand.

Korrupte Machtpolitik mit brutalen Schikanen

Immer wieder werden Leute von Sumba Kolompok beschuldigt, den unter Naturschutz stehenden Weißen Vogel zu stehlen. Der 19jährige Wayan erfuhr die Machenschaften der Nationalparkpolizei am eigenen Leib: „Mein Freund und ich sind in den Wald gegangen, um Honig zu sammeln. Dabei wurden wir von der Nationalparkpolizei gefangengenommen. Ohne uns zu fragen, was wir im Wald tun, zogen sie uns nackt aus, dann schlugen 30 Nationalparkpolizisten auf uns ein. Sie behaupteten, wir hätten einen der Weißen Vögel gestohlen. Sie schlugen immer weiter, wir sollten endlich zugeben, daß wir einen Weißen Vogel gestohlen hätten. Mein Freund wurde ohnmächtig. Als wir nach Hause gelassen wurden, lebte er noch, doch in der folgenden Nacht starb er. Sie ließen uns überhaupt erst gehen, weil seine Familie zur Polizei ging, und die fanden heraus, was passiert war. Um kein Aufsehen zu erregen, sagten sie der Nationalparkpolizei, der Fall sei abgeschlossen — ,Laßt die Jungs laufen!‘. Aber sie befahlen mir, mit niemandem darüber zu sprechen.“

Die Leute erzählen voller Wut, daß immer wieder Nationalparkpolizisten im Dorf erschienen und die Dörfler zwingen wollten, mit ihnen auf die Jagd nach dem Weißen Vogel zu gehen. Seit es hier den Nationalpark gebe, nehme die Zahl der Weißen Vögel immer weiter ab. Dabei seien es die Nationalparkpolizisten selbst, die mit den Tieren handelten.

Die Militärs mischen aufs heftigste mit

Auch die Militärs tun ihr Bestes, um die Leute zu vertreiben: Sie haben sich die von den Vorfahren angelegten Kokosnußplantagen angeeignet. Auch Cashewnüsse, Kakao, Bananen und Papayas dürfen nicht mehr von den rechtmäßigen Besitzern geerntet werden.

Obwohl das Parlament in Jakarta diese Plantagen den Leuten von Sumba Kolompok zugesprochen hatte, erschien der balinesische Gouverneur und erklärte, das Dorf müsse verschwinden, die Plantage dürfe weiter vom Militär bewirtschaftet werden. Die Bewohner wehrten sich. Sie besprühten das Büro der Plantage mit den Worten: „Dieses Land gehört den Menschen von Sumba Kolompok“. Wütend versammelten sie sich und forderten den Plantagenbesitzer auf, seine Sachen zu packen und zu verschwinden. Der aalglatte, väterliche wohlbeleibte Herr versuchte die Leute zu beruhigen, natürlich mit einer Lüge: Es wäre doch immer noch nicht klar, wem das Land gehöre. Die Demonstration blieb nicht ohne Folgen. 24Stunden später rückte eine ganze Armee-Einheit an und durchsuchte das Dorf nach den Aufwieglern.

Zum Test haben Armeeveteranen inzwischen schon mal ein kleines Bungalow-Hotel in der Nähe von Sumba Kolompok eröffnet. Es ist fast immer ausgebucht. Der Reisende genießt die Ruhe nach den hektischen Tagen in Kuta und Sanur. Bald wird hier ein riesiges Fünf-Sterne-Hotel eröffnet werden. Auch auf Lembongang werden bald ähnliche Verhältnisse herrschen wie in Sumba Kolompok.

Herrschende Politiker wie Mister Drei-Prozent

Jahrelang durfte auf Bali kein Haus oder Hotel gebaut werden, das höher als ein Tempel ist. Der jetzige Gouverneur kümmert sich nicht um diese religiöse Regel. Die Leute gaben ihm den Namen Mister Drei-Prozent. Für diese, so meinen sie, würde er Bali an die Suhartos, die Armee und die internationalen Hotelkonzerne verkaufen.

Balis Zukunftsvision ist düster: Hunderttausende müssen ihre Heimatinsel verlassen. Hotelsilos säumen die Strände, Touristen-Parks hinter hohen Mauern schützen die Touristen vor einheimischen Händlern oder gar dem Anblick balinesischer Dörfer. Eine künstliche Welt wird geschaffen, die überall unter tropischem Himmel sein könnte, egal auf welchem Kontinent, in welchem Drittweltland. Trotz brutalster Unterdrückung gibt es Menschen auf Bali, die sich dieser Entwicklung in den Weg stellen. „Wir denken, daß es schwierig ist, sich der Regierung in den Weg zu stellen und die Pläne zu stoppen, aber wir versuchen die Regierung wenigstens darauf aufmerksam zu machen, daß die Menschen der Dörfer in den Tourismus integriert werden müssen“, erläutert der regimekritische Student Nurah. „Ich glaube, wir Studenten sind da so ziemlich einer Meinung. Es ist nicht so, daß wir Tourismus generell ablehnen, aber die Menschen sollen nicht wegen der Touristen von ihrem Land vertrieben werden. Viele Leute denken das, aber nur ein kleiner Teil traut sich, aktiv zu werden. So wie wir oder die Leute in Sumba Kolompok. Es ist sehr schwierig hier in Indonesien, etwas zu ändern, alles ist so bürokratisch. Immer wird nur an die Oberschicht gedacht. Wer oben ist, denkt nie an die Leute unten, er denkt nur noch an Geld.“ Und dieses, fragt man nach dem wirtschaftlichen Nutzen des Tourismus, bleibt fast immer im Dickicht der Konzerne oder bei einer kleinen korrupten Oberschicht hängen.

Fortsetzung

Mein Freund wurde ohnmächtig. Als wir nach Hause gelassen wurden, lebte er noch, doch in der folgenden Nacht starb er. Sie ließen uns überhaupt erst gehen, weil seine Familie zur Polizei ging, und die fanden heraus, was passiert war. Um kein Aufsehen zu erregen, sagten sie der Nationalparkpolizei, der Fall sei abgeschlossen — ,Laßt die Jungs laufen!‘. Aber sie befahlen mir, mit niemandem darüber zu sprechen.“

Die Leute erzählen voller Wut, daß immer wieder Nationalparkpolizisten im Dorf erschienen und die Dörfler zwingen wollten, mit ihnen auf die Jagd nach dem Weißen Vogel zu gehen. Seit es hier den Nationalpark gebe, nehme die Zahl der Weißen Vögel immer weiter ab. Dabei seien es die Nationalparkpolizisten selbst, die mit den Tieren handelten.

Auch die Militärs tun ihr Bestes, um die Leute zu vertreiben: Sie haben sich die von den Vorfahren angelegten Kokosnußplantagen angeeignet. Auch Cashewnüsse, Kakao, Bananen und Papayas dürfen nicht mehr von den rechtmäßigen Besitzern geerntet werden.

Die Militärs mischen aufs heftigste mit

Obwohl das Parlament in Jakarta diese Plantagen den Leuten von Sumba Kolompok zugesprochen hatte, erschien der balinesische Gouverneur und erklärte, das Dorf müsse verschwinden, die Plantage dürfe weiter vom Militär bewirtschaftet werden. Die Bewohner wehrten sich. Sie besprühten das Büro der Plantage mit den Worten: „Dieses Land gehört den Menschen von Sumba Kolompok“. Wütend versammelten sie sich und forderten den Plantagenbesitzer auf, seine Sachen zu packen und zu verschwinden. Der aalglatte, väterliche wohlbeleibte Herr versuchte die Leute zu beruhigen, natürlich mit einer Lüge: Es wäre doch immer noch nicht klar, wem das Land gehöre. Die Demonstration blieb nicht ohne Folgen. 24Stunden später rückte eine ganze Armee-Einheit an und durchsuchte das Dorf nach den Aufwieglern.

Zum Test haben Armeeveteranen inzwischen schon mal ein kleines Bungalow-Hotel in der Nähe von Sumba Kolompok eröffnet. Es ist fast immer ausgebucht. Der Reisende genießt die Ruhe nach den hektischen Tagen in Kuta und Sanur. Bald wird hier ein riesiges Fünf-Sterne-Hotel eröffnet werden. Auch auf Lembongang werden bald ähnliche Verhältnisse herrschen wie in Sumba Kolompok.

Herrschende Politiker wie Mister Drei-Prozent

Jahrelang durfte auf Bali kein Haus oder Hotel gebaut werden, das höher als ein Tempel ist. Der jetzige Gouverneur kümmert sich nicht um diese religiöse Regel. Die Leute gaben ihm den Namen Mister Drei-Prozent. Für diese, so meinen sie, würde er Bali an die Suhartos, die Armee und die internationalen Hotelkonzerne verkaufen.

Balis Zukunftsvision ist düster: Hunderttausende müssen ihre Heimatinsel verlassen. Hotelsilos säumen die Strände, Touristen-Parks hinter hohen Mauern schützen die Touristen vor einheimischen Händlern oder gar dem Anblick balinesischer Dörfer. Eine künstliche Welt wird geschaffen, die überall unter tropischem Himmel sein könnte, egal auf welchem Kontinent, in welchem Drittweltland. Trotz brutalster Unterdrückung gibt es Menschen auf Bali, die sich dieser Entwicklung in den Weg stellen. „Wir denken, daß es schwierig ist, sich der Regierung in den Weg zu stellen und die Pläne zu stoppen, aber wir versuchen die Regierung wenigstens darauf aufmerksam zu machen, daß die Menschen der Dörfer in den Tourismus integriert werden müssen“, erläutert der regimekritische Student Nurah. „Ich glaube, wir Studenten sind da so ziemlich einer Meinung. Es ist nicht so, daß wir Tourismus generell ablehnen, aber die Menschen sollen nicht wegen der Touristen von ihrem Land vertrieben werden. Viele Leute denken das, aber nur ein kleiner Teil traut sich, aktiv zu werden. So wie wir oder die Leute in Sumba Kolompok. Es ist sehr schwierig hier in Indonesien, etwas zu ändern, alles ist so bürokratisch. Immer wird nur an die Oberschicht gedacht. Wer oben ist, denkt nie an die Leute unten, er denkt nur noch an Geld.“ Und dieses, fragt man nach dem wirtschaftlichen Nutzen des Tourismus, bleibt fast immer im Dickicht der Konzerne oder bei einer kleinen korrupten Oberschicht hängen.

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