: Bald Marschbefehl für Blauhelme
■ Ghali will 13.000 Mann aus 31 Ländern nach Kroatien schicken/ Kampfhandlungen verstärkt
Berlin (afp/taz) — Der Einsatz der UN-Friedenstruppen in Jugoslawien ist in greifbare Nähe gerückt und scheint bereits in wenigen Wochen möglich. UN-Generalsekretär Butros Ghali will dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den raschen Blauhelm-Einsatz in Jugoslawien empfehlen. Die endgültige Entscheidung wird der Sicherheitsrat in der nächsten Woche treffen. In Belgrad stieß die Nachricht auf durchweg positive Reaktionen. Unterdessen berichteten die kroatischen Medien von verstärkten Kämpfen an den Fronten Kroatiens. Vor allem in Ostslawonien und in der Umgebung von Zadar habe die Armee angriffen, auch in Mittelslawonien um Nova Gradiska.
Nach dem UN-Friedensplan sollen die Blauhelme in drei Regionen — Westslawonien, Ostslawonien und in der Krajina — eingesetzt werden. Der Verantwortliche für UN- Friedensoperationen in Jugoslawien, Marrack Goulding, forderte nach Angaben der Belgrader Tageszeitung 'Politika‘ 13.000 Soldaten und Polizisten der Vereinten Nationen für den Einsatz in der ehemaligen Föderation Jugoslawien an. Das wären 3.000 Blauhelme mehr als in dem ursprünglichen UN-Friedensplan des UN-Sondergesandten für Jugoslawien, Cyrus Vance, vorgesehen seien. Nach dem von Goulding erstellten Plan umfasse die UN-Friedenstruppe zwölf Infanteriebataillone, ein Nachschub-Bataillon und 500 Polizisten, hieß es weiter. Der Sprecher des UN-Generalsekretärs gab die Kosten der geplanten Friedensmission mit 400 Millionen Dollar im Jahr an.
Am Vortag hatten der UN-Sondergesandte für Jugoslawien, Cyrus Vance, und Goulding einen Einsatz von Friedenstruppen empfohlen. Dabei hatten sie drei Gründe für ihre Entscheidung angegeben: die grundsätzliche Annahme des UN-Planes durch alle Parteien, die schwache Unterstützung für Krajina-Führer Milan Babic, der sich gegen eine Blauhelm-Stationierung wendet, und die Fürsprache der europäischen Vertreter im Sicherheitsrat. Frankreich, Belgien und Österreich drängen nach nach Angaben aus Diplomatenkreisen zu einem raschen Einsatz, um den zerbrechlichen Waffenstillstand zu sichern.
31 Staaten wurden um eine Beteiligung an den Friedenstruppen für Jugoslawien gebeten. Es handelt sich um Ägypten, Argentinien, Australien, Bangladesh, Belgien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, die CSFR, Dänemark, Finnland, Frankreich, Ghana, Großbritannien, Irland, Kenia, Luxemburg, Malta, Nepal, die Niederlande, Neuseeland, Nigeria, Norwegen, Pakistan, Polen, Portugal, Rußland, Singapur, Schweden, die Schweiz und Venezuela.
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