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„Zenith“ aus der Werft gezwängt

■ Taufe des Giganten / Weiter Streit um Neubauten der Papenburger Werft

Nach fast zwei Jahren Bauzeit ist die „Zenith“ am Samstag in der Papenburger Meyer-Werft ausgedockt und getauft worden. Das 47.255 Bruttoregistertonnen (BRT) große Kreuzfahrtschiff ist an den Ausrüstungskai verholt worden, von wo es Anfang März zur Jungfernfahrt nach Fort Lauderdale (Florida) auslaufen wird.

Der Luxus-Liner ist mehrere hundert Millionen Mark teuer, er wurde für griechische Rechnung gebaut, fährt unter liberianischer Flagge und kann 1.347 Passagiere und 687 Mann Besatzung an Bord nehmen. Das Schiff ist 207 Meter lang und 29 Meter breit. Vier Maschinen mit 27.200 PS verleihen ihm eine Geschwindigkeit von 21,40 Knoten (40 KM/h). Für amerikanische Touristikfahrten konzipiert soll die „Zenith“ in der Karibik kreuzen. Die Kühlung der Getränke und die Produktion von 14 Tonnen Eiswürfeln täglich sichert eine Meerwasserentsalzungsanlage an Bord.

Die Meyer-Werft lieferte mit dem Luxus-Liner das vierte Kreuzfahrtschiff ab. Damit es überhaupt die Nordsee erreichen kann, mußte das Fahrwasser der Ems 30 Kilometer weit von 6,30 auf 6,70 Meter Tiefe ausgebaggert werden. Die Fahrstrecke bis zum Tiefwasser ist 60 Kilometer lang.

Deshalb löste die „Zenith“ heftige politische Debatten um die ökologische Verträglichkeit solcher Neubauten in der Papenburger Werft aus. Umweltschutzverbände und Grüne weren sich gegen eine dauerhafte Vertiefung der Ems zugunsten noch größerer Schiffsneubauten. Sie befürchten eine Zerstörung der noch intakten Biosphäre des Flusses und fordern einen zusätzlichen Werftstandort für Meyer am seeschifftiefen Wasser. Der Naturschutzbund Deutschland nahm die Taufe erneut zum Anlaß, um der Werft eine „verfehlte Standort- und Geschäftspolitik“ vorzuwerfen. Ozeanriesen hätten auf der Ems nichts zu suchen.

Unternehmensleitung und Betriebsrat beharren aber auf einer weiteren Emsvertiefung. Anderfalls wären rund 1.800 Arbeitsplätze gefährdet. Die Meyer-Werft hat mittlerweile nämlich einen Vertrag über den Bau eines Kreuzfahrtschiffes mit noch größeren Abmessungen abgeschlossen. Dazu müßte die Ems bis auf 6,90 Meter ausgebaggert werden.

Die niedersächsiche Landesregierung hat sich mit der Werft auf eine gemeinsame Arbeitsgruppe geeinigt. Sie soll unter anderem technische Verfahren prüfen, mit denen Arbeitsplätze gesichert und die Umwelt geschont werden können.

Pläne der Meyer-Werft, eine zweite Werft für Großschiffe auf der Insel Rügen zu errichten, stoßen bei Umweltschützern und Touristikunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls auf Widerstand. Ein Großbetrieb würde die Ostseeinsel verschandeln. dpa

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