: Teheran will im Konflikt um Berg Karabach vermitteln
Teheran/Moskau (afp) — Iran will auf Bitte Armeniens und Aserbaidschans in der kommenden Woche im Konflikt beider Länder um die zu Aserbaidschan gehörende, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnte Enklave Nagorny-Karabach vermitteln. Dort dauerten die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Armeniern und Aserbaidschanern unterdessen an. Für Dienstag ist eine Reise des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati in die Haupststädte Armeniens und Aserbaidschans, Eriwan und Baku, geplant.
Die iranische Regierung und der aserbaidschanische Ministerpräsident Hassan Hassanow wollten am Wochenende anläßlich des Gipfeltreffens der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECO) in Teheran über den Vermittlungsversuch beraten. An dem Gipfeltreffen in der iranischen Hauptstadt nehmen die Staatschefs von Aserbaidschan, Iran, Pakistan, Tadschikistan, der Türkei, Turkmenistan und Usbekistan teil.
Der iranische Außenminister sagte am Samstag vor Journalisten, der iranische Vorstoß sei „natürlich“. Es sei „unannehmbar“ für den Iran, daß sich ein Konflikt wie der Streit um die Enklave Nagorny- Karabach in der Nähe seiner Grenzen abspiele. Außerdem ständen die beiden Länder Iran aufgrund „historischer und kultureller Bande“ nahe. Die iranische Presse hatte in jüngster Zeit die USA beschuldigt, den moslemischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion „das westliche Modell aufzwingen“ und „ihre moslemische Identität auslöschen“ zu wollen. Anlaß war besonders die derzeitige Reise von US-Außenminister James Baker in die sechs hauptsächlich von Moslems bewohnten Republiken.
Die Moskauer Nachrichtenagentur 'ITAR-TASS‘ meldete am Samstag, Bombardements auf Stepanakert, die größte Stadt in Nagorny Karabach, hätten binnen 48 Stunden 20 Opfer gefordert. Die genaue Zahl von Toten und Verletzten nannte die Agentur nicht. Von aserbaidschanischer Seite wurde außerdem mitgeteilt, das aserische Dorf Chodschaly in Nagorny Karabach werde ebenfalls seit der Nacht zum Samstag beschossen. Die aserbaidschanische Nachrichtenagentur 'Assa-Irada‘ berichtete, in Schuscha sei der Notstand ausgerufen worden.
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