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Brandenburg »Spitze« bei Todeszahlen

■ Dramatische Entwicklung in Brandenburg: 931 Tote bei 60.549 Unfällen — drei Viertel aller Unfälle durch Alkohol, überhöhte Geschwindigkeit und Nichtbeachten der Vorfahrt

Oranienburg. Auf den Straßen Brandenburgs ereigneten sich im vergangenen Jahr 60.549 Verkehrsunfälle, bei denen 931 Menschen ihr Leben verloren. Mit dieser »dramatischen Entwicklung« wurden, bezogen auf die 2,6 Millionen Einwohner Brandenburgs, in keinem anderen Bundesland mehr Menschen bei Verkehrsunfällen getötet als in Brandenburg, betonte Innenminister Alwin Ziel (SPD) bei der Vorlage des Berichts.

Gegenüber dem Jahr 1990 nahm die Zahl der Verkehrsunfälle um 20.000 zu. Die Zahl der Verletzten betrug im vergangenen Jahr 16.307. Täglich starben auf Brandenburgs Straßen zwei bis drei Menschen bei Unfällen. In jedem Monat ereigneten sich 5.000 Unfälle mit 80 Toten und 1.350 Verletzten. Der Schwerpunkt des Unfallgeschehens lag auf den Bundesstraßen sowie in den Bereichen der Landeshauptstadt Potsdam, wo sich 12,5 Prozent aller Unfälle ereigneten, sowie in Oranienburg, Königs Wusterhausen und Brandenburg.

Bisher sei es nicht gelungen, die Lage an der »Verkehrsunfallfront« zu entschärfen, sagte Ziel weiter. Verantwortlich machte er dafür teilweise fehlende Einsicht sowie mangelndes Verantwortungsbewußtsein der Bürger, ihren »Drang nach Freiheit dort enden zu lassen, wo die Rechte anderer berührt« werden und gesetzliche Grenzen vorgeschrieben sind. So müssen 75 Prozent der Unfälle auf überhöhte Geschwindigkeit, Nichtbeachten der Vorfahrt oder Alkohol am Steuer zurückgeführt werden. Bei jedem achten Unfall war Alkohol im Spiel und jeder vierte kam durch unangepaßte Geschwindigkeit zustande.

Dieser Entwicklung will Innenminister Ziel, der sich gleichzeitig für ein striktes Alkoholverbot am Steuer aussprach, den Einsatz neuer Überwachungstechnik entgegensetzen. So begann am Montag die Auslieferung der ersten fünf mit Radar ausgestatteten Fahrzeuge. Bis zum Sommer des Jahres sollen 135 solcher Fahrzeuge im Einsatz sein, die eine technische Zusatzausrüstung im Wert von jeweils 10.000 Mark an Bord haben sollen. Das von einer Arbeitsgruppe des Innenministeriums im vergangenen Jahr mit Experten des Partnerlandes Nordrhein-Westfalen erarbeitete Verkehrsunfallbekämpfungskonzept sieht darüber hinaus vor, bis zum Urlaubsverkehr 20 Radargeräte einzusetzen, derzeit sind es nur zehn. Damit werde dann der Standard der alten Bundesländer erreicht sein, sagte Ziel. Er sprach sich außerdem für eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen, auf denen künftig eine verstärkte Polizeipräsenz zu erwarten ist, von 120 bis 130 Kilometer pro Stunde aus. Als erstes der neuen Bundesländer setzt Brandenburg polizeiliche Sonderüberwachungsgruppen für den LKW-Verkehr ein.

Im vergangenen Jahr wurden durch die Polizeibehörden im Land Brandenburg 30.052 Bußgeldverfahren bearbeitet, wovon 23.047 als Ordnungswidrigkeiten geahndet wurden. Es wurden 1.414 Fahrverbote ausgesprochen. Ziel mahnte eine engere Zusammenarbeit mit dem brandenburgischen sowie dem Bonner Verkehrsministerium an. Der derzeitige Straßenzustand sei nicht befriedigend. Es fehlten Schutzplanken und Standspuren auf Autobahnen. Außerdem sei die Beschilderung zur Orientierung der Verkehrsteilnehmer nicht ausreichend. dpa

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