Out wegen Outing

■ Auftrittsverbot in der ARD für den schwulen Filmemacher Rosa von Praunheim wird erwogen

Der schwule Regisseur Rosa von Praunheim sollte nicht mehr als Gesprächspartner zu ARD-Sendungen eingeladen werden. Diese Empfehlung hat Ernst Elitz, Chefredakteur des Süddeutschen Rundfunks, nach der Pro und Contra-Sendung zum Thema Outing vom vergangenen Donnerstag ausgesprochen. Bei der von Elitz selbst moderierten Sendung hatte Praunheim entgegen vorhergehender Vereinbarungen die Namen von schwulen, lesbischen und „bisexuellen“ Prominenten genannt. Elitz sagte am Samstag in Stuttgart, er fühle sich von Rosa von Praunheim „gelinkt“, weil „es Absprachen gab, nicht in der Sendung zu outen“.

Elitz will von Praunheim mitteilen, daß er in keine Sendung des Süddeutschen Rundfunks mehr eingeladen werde, „weil er verabredete Regeln verletzt hat“. Bei der Schaltkonferenz der ARD habe er seinen Kollegen empfohlen, ebenso zu verfahren. Außerdem will sich der Journalist bei denjenigen entschuldigen, die der homosexuelle Regisseur in der Sendung „diffamiert“ habe, darunter Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und der Schauspieler Götz George. Praunheim hatte bei seiner primitiven Outing-Variante den für seine Schwulenfeindlichkeit bekannten Altkanzler und den Ex-Tatort-Kommissar als „bisexuell“ bezeichnet. Den Volksmusik-Star Patrick Lindner hatte Praunheim dagegen direkt als schwul bezeichnet; die feministische Journalistin und Talkmasterin Alice Schwarzer benannte er als Lesbe. Die Publikumsresonanz auf Rosa von Praunheims Aktion bei Pro & Contra war ablehnend: In einer TED-Abstimmung billigten nur 15,5 Prozent der Zuschauer das Outing. Mit aufgesetzter Abscheu reagierte am vergangenen Wochenende die Boulevardpresse.

Der Filmemacher betrachtet die Namensnennung schwuler und lesbischer Prominenter als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit gegen die Diskriminierung. Auf dem Heißen Stuhl des Privatsenders RTL plus hatte er zum ersten Mal auf sehr platte Art und Weise Personen geoutet und sich damit auch den Unwillen der gleichgeschlechtlichen Gemeinde zugezogen. Damals waren die Namen Kerkeling, Biolek, Gauweiler und Johannes Rau gefallen.

Outing als politische Strategie hat seinen Ursprung in den USA. Hier haben Schwulengruppen vor dem Hintergrund der katastrophalen Aids-Politik der Regierung mit einer Kampagne begonnen, bei deren vorläufigem Höhepunkt sie US-amerikanische Stars wie Jodie Foster, John Travolta oder Tom Selleck auf Plakatwänden als „absolutely queer“ bezeichneten. Auch der Sprecher des Pentagon, Pete Williams, wurde wegen der Diskriminierung von Schwulen und Lesben in der US-Army geoutet. dpa/kotte