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Ein politisches Rührstück

■ betr.: "Zu kleingekocht", taz vom 14.2.92

betr.: „Zu kleingekocht“ („Gerichtstag“ Mi., 21.05 Uhr, ARD), taz vom 14.2.92

Dirk Wildts Fernsehkritik gibt die politischen Implikationen des Fernsehspiels „Gerichtstag“ ganz und gar verharmlosend wieder: Nach der dürftigen Beweislage gab es für das Gericht keine andere Möglichkeit, als den Angeklagten freizusprechen. Bei jeder anderen Entscheidung hätte es sich zum Büttel politischer Interessen gemacht, mit dieser aber gerade nicht, wie der Film jedoch weismachen will.

Auch wenn alle meinen zu wissen, daß der Angeklagte der Täter war, so ist ihm dies nach deutschem Strafrecht immer noch nachzuweisen. Gelingt dies nicht, muß er freigesprochen werden. Daß der Regisseur daraus politische Motive als Grund für den Freispruch konstruiert, ist nicht nur realitätsfremd — wäre ja gar nicht so schlecht, wenn Hausbesetzer so viel Rückendeckung durch eine Regierung erhielten wie in diesem Film. Es ist vielmehr durch und durch ideologisch: Der Film ist ein politisches Rührstück, das die Hausbesetzerszene verächtlich karikiert und der Staatsräson emotionale „Argumente“ für ein kompromißloses Durchgreifen liefern soll. Daß dabei ausgerechnet die Justiz eherne Grundsätze aufgeben soll, ist nur ein Fehlgriff dieses peinlich mißratenen und eben nicht nur langweiligen Streifens. Ulrich Bachmann, Hannover

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