■ URDRÜ'S WAHRE KOLUMNE: Warum ich nicht Reizwäsche sagen darf
Ein Segen für jeden Rheumakranken oder Asthmatiker ist sicher das März-Gastspiel von Wunderdoktor Virgil Armstrong mit seiner spirituellen Patentmedizin im Kulturhaus (!) Oldenburg. Wie uns das Bremer Magazin KGS (Körper, Geist & Seele) wissen läßt, können auch persönliche Schicksals-Readings gebucht werden. Und „alle Freunde des Reichtums und der Lebendigkeit“ können im April am „wirklich wunderbaren Geldseminar“ des esoterischen Brokers und Rebirthers Berndt Schröder teilnehmen. Näheres verrät Ihnen gern Ihr persönlicher Tarzan im Obskurantendschungel. Ob Sein oder De-Sign: Locken tut doch stets das Bare.
In der Fan-Zeitschrift Catch-Magazin offenbart der in Bremen eher als liebenswert-gelenkige Schlaftablette bekannte kanadische Berufsringer Owen Hart überraschende intellektuelle Qualität: Auf die Frage, was ihm in Deutschland am besten gefalle, äußert er: „Eure Tradition. Ihr habt so viele schöne alte Sachen. Am tollsten fand ich die Berliner Mauer.“ Wir meinen: Diskutierenswert!
US-Präsident Bush hat die amerikanischen Fernsehprediger dafür gelobt, daß sie während des Golfkriegs die Armee unterstützt und sich außerdem für amerikanische Familienwerte eingesetzt hätten. „Wer Böcke zum Gärtner macht, wird den Staub der Wüste küssen müssen“ (Indianisches Sprichwort).
Auch die Initiatoren des Ersten Internationalen Wurst-Symposions zeigen sich von der ABM-Problematik betroffen und wollen am kommenden Mittwoch bei den Aktionen auf dem Marktplatz mit einem Stand ohne Wurst (!) ihre Empörung darüber zum Ausdruck bringen, daß das Arbeitsamt bislang noch keine Zusage für die erforderlichen vier ABM-Stellen zur Absicherung des Projekts gegeben hat: „Wenn uns auch der Wirtschaftssenator die Unterstützung verweigert, blasen wir das Symposion in Bremen ab und führen es in Frankfurt oder München durch!“ verlautbarte dazu aus dem Sekretariat der GaDeWe.
Nur wer BILD Bremen liest, kennt alle Facetten des lokalen Lebens: Der 9-jährige Daniel stellte sich nach dem Diebstahl eines Werbeaufklebers um vier Uhr morgens nach sorgenschwer durchwachter Nacht den Polizisten des 6.Reviers Am Wall: „Ich will nicht von der Polizei abgeholt werden. Lieber gehe ich freiwillig ins Gefängnis.“ Als Schutzpatron hatte er seinen Plastik-Batman im Gepäck. „Die Beamten schmunzelten...“ heißt es dazu im Bericht. So aber, lernen wir, ist die Tragödie des einen das Lustspiel des andern.
Ein Elfjähriger kichert einem Klassenkameraden das Wort Reizwäsche ins geneigte Ohr. Der zuständige Pädagoge verhängt dafür keinen Elfmeter, sondern einen Strafaufsatz zum Thema „Wie stelle ich mir den Ablauf einer ordentlichen Unterrichtsstunde vor / Warum darf ich dabei nicht Reizwäsche sagen?“ Der Schüler erfüllte den bizarren Wunsch des Lämpels, artikulierte sein Unbehagen aber Tage später beschwerdeführend beim Schulleiter. Der daraufhin einen weiteren Aufsatz anordnet: “Warum ich mich ungerecht behandelt fühle“. Merke: Ein Stück Kempowski steckt in ihnen drinne! Ulrich Reineking-Drügemöller
PS: „Es gibt Leute, die glauben, alles wäre vernünftig, was man mit einem ernsthaften Gesicht tut.“ (G.F.Lichtenberg)
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