: Bauschutt auf unergründlichen Wegen
■ Obwohl das Baugewerbe boomt, wird immer weniger Bauschutt auf den senatseigenen Annahmestellen abgeliefert/ Brandenburgisches Problem
Berlin. Immer mehr Berliner Bauschutt verschwindet offenbar im brandenburgischen Umland. Seit der Maueröffnung haben die Annahmestellen für Bauschutt, die in die Zuständigkeit der Bauverwaltung fallen, einen stetigen Rückgang zu verzeichnen. Die senatseigenen »Berliner Hafen- und Lagerhaus-Betriebe« (BEHALA), die über ihre beiden Umladestellen im Westhafen und am Nonnendamm Berliner Bauschutt mit Kähnen ins brandenburgische Deetz bringen, verzeichneten noch 1989 ein Aufkommen von über zweieinhalb Millionen Tonnen. 1990 waren es nur knappe zwei und im vergangenen Jahr gar weniger als eine Million Tonnen.
Die »Märkische Entsorgungs- und Anlagenbetriebsgesellschaft« (MEAB) in Potsdam bestätigte gestern diese Zahlen. Lediglich die Menge des Bauschutts, der mit Lastwagen nach Vorketzien und Schöneiche gebracht werde, sei »in etwa gleich geblieben«. Zusammen seien dort 1991 rund 465.000 Tonnen angekommen.
Der Organisationsleiter der BEHALA, Gert Rose, erklärte, der Rückgang des Bauschutts über die Hafenumladestellen habe »nichts damit zu tun, daß weniger Bauschutt angefallen ist«. Vielmehr sei nach dem Mauerfall niemand mehr gezwungen, die senatseigenen Beseitigungsstellen in Anspruch zu nehmen. Daher könne davon ausgegangen werden, daß ein Großteil des Bauschutts unter Umgehung der Berliner Stellen eigenmächtig ins Umland gefahren werde.
Nach vorsichtigen Schätzungen müsse dieses Jahr von rund zehn Millionen Tonnen Bauschutt in ganz Berlin ausgegangen werden. 1989/90 seien allein in West-Berlin rund fünf Millionen Tonnen angefallen, wovon allerdings rund die Hälfte wieder aufgearbeitet wurde. Unterdessen wird die »Qualität« des Berliner Bauschutts immer mehr zu einem Problem für das Land Brandenburg. Wie Gombiewski von der MEAB gestern bestätigte, wurde erst vergangene Woche gegenüber der Berliner Bauverwaltung damit gedroht, einen Kahn wieder zurückzuschicken, weil der Bauschutt stark verschmutzt gewesen sei.
Der Referatsleiter für Abfallwirtschaft im brandenburgischen Umweltministerium, Burckhard Kniepenberg, kritisierte insbesondere, daß die Berliner Bauverwaltung bisher ungenügend auf die Vorschläge des brandenburgischen Umweltministeriums eingegangen sei. So müsse der Bauschutt an den Umladestellen vorsortiert werden. Severin Weiland
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