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Wasser marsch im Dresdner Landtag

Sächsisches Parlament debattierte Trinkwassernotstand/ Dresden bei Nitratbelastung „Spitze“  ■ Aus Dresden Detlef Krell

Die gestrige aktuelle Parlamentsdebatte über die Trinkwasserqualität in Sachsen erweckte den Anschein, als ob sich Schadstoffbelastungen nach dem Parteienproporz berechnen ließen. Klaus Gaber (Bündnis90/Grüne) beschrieb die erschreckend hohe Nitratbelastung des Wassers. Der Regierungsbezirk Dresden belege darin deutschlandweit die Spitze. Verläßliche Daten für alle öffentlichen Trinkwasseranlagen und Einzelbrunnen würden bisher nicht vorliegen.

Karl Mannsfeld (CDU) äußerte zuerst sein Unbehagen über die von Bündnis90/Grüne beantragte und „etwas populistisch anmutende Debatte“, bevor er einräumte, daß es in Sachsen „gebietsweise“ Anlaß zur Besorgnis gebe. Im Herbst 1991 habe eine Studie des Bundesgesundheitsamtes belegt, daß es in Sachsen zwar „Überschreitungen von Grenzwerten, aber keinen Anhalt für akute Gesundheitsgefährdungen gibt“. Etwa 1,1 Millionen BürgerInnen, erhalten „ständig oder zeitweise nicht qualitätsgerechtes Trinkwasser“. Für 500.000 EinwoherInnen bedeute das „eine Überschreitung gesundheitsrelevanter Grenzwerte“. Sorge bereite auch der steigende Aluminiumgehalt. Ursache seien Auswaschungen durch sauren Regen. Gesundheitsminister Hans Geisler (CDU) zählte 2.300 BürgerInnen, die Wasser mit mehr als 150 Milligramm Nitratgehalt pro Liter trinken müssen. Die EG-Richtlinie erlaube als „Übergang“ in den neuen Ländern bis 1995 noch bis zu 90 Milligramm.

Die Staatsregierung nahm von der Debatte, die vor nahezu leerem Saal dahinplätscherte, die nachhaltige Forderung der Fraktionen mit, endlich den Entwurf eines Landeswassergesetzes einzubringen. Maika Voigt (SPD) klagte rechtliche Regelungen gegen „diffuse Einträge“ in Gewässer ein. Reinhaltung der Flüsse sei kein ausreichendes Wasserschutzkonzept. Zu den zwölf Milliarden DM, die bis zum Jahr 2000 für die sächsische Trinkwasserversorgung aufgebracht werden müssen, solle sich Bonn „eindeutig“ äußern. Im 92er Haushaltsentwurf des Freistaates sind 430 Millionen DM für Wasser vorgesehen.

Doch das alles sind Rechnungen mit unbekannten Größen, wie Theodor Bilger von der Landesuntersuchungsanstalt für Gesundheits- und Veterinärwesen in der 'Sächsischen Zeitung‘ darlegte. So sei nicht einmal die genaue Zahl der Einzelversorgungsanlagen bekannt. Geschätzt werden 100.000 EinwohnerInnen, die Brunnenwasser trinken. Erste Untersuchungen in Dresden ließen den Schluß zu, daß die Hälfte der Brunnen über den Grenzwert hinaus mit Nitrat belastet sind.

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