Das Blueskehlchen

■ Spätkömmling: der Texaner Chris Whitley samt Band in der Schauburg

Der texanische Gitarrist Chris Whitley kann aufregend singen. Lässig phrasiert er Blues und Rhythm & Blues, läßt dabei den grob schneidenden Bariton in schöner Country-Manier immer wieder in die Höhen eines Aaron Neville kippen.

Das ist die gute Nachricht.

Die schlechte: Man konnte lange Zeit nichts davon hören am Samstag in der Schauburg. Eine halbe Stunde lang jagte sein Quartett laut durch gerade Rocknummern, und Whitley setzte nur mit furiosen Attacken auf der offengestimmten steel guitar Akzente, während der zweite Gitarrist seinen Ambitionen in Richtung Metal nachging. Der Gesang blieb auf der Strecke, vielleicht auch, weil Whitley sichtlich nervös war — trotz betont schlampigem Outfit und demonstrativer Nachlässigkeit.

Aber dann stand er plötzlich allein auf der Bühne, zwei Stücke lang, und man durfte sich fragen, warum ein solcher Könner sich von seiner Band so gandenlos zubrettern läßt. In den balladesken, den bluesigen Momenten zeigten sich die Stärken des Texaners, auch wenn er gesanglich zum Übertreiben neigt und sich, imagegerecht, um saubere Akzente beim Gitarrenspiel einen Dreck schert: Sein gebrochener, kantiger Gesang ist immer originell.

Anschließend ging's auch mit Band besser: Jetzt stimmte die Mischung aus melodiösen Midtempo-Songs, Blues und wilden Heavy-Ausbrüchen. „The fuckin' best band I ever played with“ (Whitley) fühlte sich aber immer dann am wohlsten, wenn es knallhart zur Sache ging. Mäßige Begeisterung im Saal. Sie reichte immerhin für drei Zugaben. Rainer Köster