Richtige Freundschaften gibt es nicht

■ Werder-Größen diskutierten mit deutschen und türkischen SchülerInnen

Türkischen Tee schlürfen und Baklava futtern durften gestern Willi Lemke, Wynton Rufer und Dieter Eilts im Schulzentrum Helgolander Straße: So empfingen sie 15 SchülerInnen der 8. Klasse, die Hälte davon TürkInnen, zu einer Diskussion über Erfahrungen mit ausländischen MitbürgerInnen und vor allem deren eigene Erfahrungen in Deutschland. Die Deutsch-Türkische Gesellschaft hatte das Treffen mit den Fußballern eine Woche vor dem Europapokalspiel Werder gegen Galatasaray Istanbul organisiert.

„Zwei unserer drei Ausländer haben wir hier: Wynton ist Neuseeländer und Dieter Ostfriese“, witzelt Willi Lemke zu Beginn; trotzdem taut das Eis nur langsam. „Er spielt ja auch für eine deutsche Mannschaft — wir tun ja nichts direkt für die Deutschen“, sagt Musa, der von Problemen als Ausländer erzählt, beispielsweise beim Einkaufen. Daß man sich als Ausländer hier anpassen müsse, das findet Kiwi.

Das versuchen sie sicherlich, die TürkInnen, von denen viele

Hoher Besuch und die einmalige Gelegenheit, sich Autogramme abzuholen... Foto: Falk Heller

hier geboren sind — doch vor zu viel Anpassung, da sind auch heute noch die Eltern vor. Einen deutschen Freund mit nach Hause bringen — undenkbar! „Und oft dürfen wir weniger als deutsche Freundinnen“, erzählt Birgül. Ermüdend sei es dann, immer wieder erkären zu müssen, warum und wieso. „Irgendwann heißt es: Die darf sowieso nie“, meint auch Cevher. „Und, findet ihr das nicht selber doof?“, will Willi Lemke wissen. Na klar finden sie das doof, aber was tun? Hinterher verrät Raziye, eigentlich fände sie so ein bißchen Strenge gar nicht schlecht.

„Keine richtigen Probleme we

hier das Fotos

mit den Schülern

und dem Ball

in der Hand

des Mannes

gen Ausländern“ hat Klassenlehrer Scharrenbroich am Schulzentrum Heglgolander Straße ausmachen können, obwohl der Ausländeranteil mit zehn Prozent recht hoch ist. „Aber so richtige Freundschaften gibt es eigentlich auch nicht.“

„Jetzt mal Hosen runter, Jungs“, fordert Willi Lemke — türkische Freundinnnen? Neee, kommt es zögernd. „Da ist man doch lieber mit Gleichrassigen zusammen“, rutscht es Björn raus. Nein, nein, so sei das ja nicht gemeint, lenkt der Pauker ein. Björn nickt, „und oft verbieten die Eltern ja Freundschaften mit Deutschen.“ Mädchen.

Aber untereinander, da halten sie zusammen, und genau das bereitet manchmal die Schwierigkeiten in Schule, im Freizi, in der Disco: „Wenn ein Türke in Schwierigkeiten gerät, egal ob er nun schuld ist oder nicht, dann stehen alle anderen Türken hinter ihm“, weiß Banu.

Gut fanden wir die Diskussion, das ist das allgemeine Echo nach dem Schlußpfiff. Und weil bekanntermaßen für das Europapokalspiel Karten getrennt nach Nationalität verkauft werden, verschenkt Willi Lemke zum Schluß Karten für das Spiel gegen Karlsruhe — „damit ihr auch alle Werder unterstützt!“ skai