piwik no script img

Notrufsäulen für die Hasenheide

■ Immer mehr Kinder werden in der Hasenheide von Männern belästigt/ Elterninitiative bekam von der Polizei die Zusage, mindestens eine Notrufsäule aufzustellen/ Außerdem Parkwächter gefordert

Neukölln. In der Hasenheide sollen Notrufsäulen aufgestellt werden. Auf einer Pressekonferenz, die die »Elterninitiative Hasenheide« am vergangenen Montag veranstaltete, berichteten die VertreterInnen, daß Polizeihauptkommissar Otto Freitag zwei Notrufsäulen beantragt habe.

Die Elterninitiative hatte sich im September vergangenen Jahres gegründet, weil Übergriffe auf Kinder in der Hasenheide immer mehr zunahmen. Schon damals forderte sie auch die Einstellung von Parkwächtern, damit die Kinder nicht dauernd belästigt werden. Freitag konnte bestätigen, daß der Polizei acht Anzeigen vorlägen, denen zufolge Kinder in der Hasenheide zwischen September 91 und Januar 92 belästigt worden seien.

»Wenn unsere Kinder Hilfe brauchen und telefonieren wollen, müssen sie bis zum Columbiadamm oder zur Hasenschenke laufen«, erzählten die Eltern. Während der Pressekonferenz spielten die VertreterInnen der Initiative eine Tonbandaufzeichnung vor, auf der ein 13jähriges Mädchen von ihren Erfahrungen im Park berichtete. Demnach verginge kein Tag, an dem sie nicht von irgendeinem Mann angesprochen würde. Es gebe auch welche, die zehn Mark oder Cola anböten, damit sie mit ihm mitgehe und ihn anfasse. »Und das ist schon seit zwei bis drei Jahren so«, erzählte sie.

Durch ihr Engagement erreichte die Initiative, daß nach einer Podiumsdiskussion im Oktober 1991 mit Jugendstadtrat Michael Wendt (AL), Vertretern der Polizei, des Gartenbauamts und Abgeordneten der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln (BVV) die BVV einen SPD/ AL-Antrag auf zwei Telefonzellen verabschiedete. Nachdem es die Telekom jedoch aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt hatte, Telefonzellen zu installieren, forderte der zuständige Baustadtrat Bodo Manegold (CDU) die Polizei auf, Notrufsäulen zu errichten. Der Antrag erfolgte Anfang Februar. »Das eingeleitete sogenannte Planfeststellungsverfahren könne sich drei bis sechs Monate hinziehen«, erklärte Freitag. Denn vorher müßten auch an anderen Stellen, beispielsweise bei der Bewag oder der Post Anträge eingereicht werden.

Freitag bestätigte, daß er bereits für mindestens eine Notrufsäule eine Zusage habe. »Die beste Möglichkeit ist allerdings, Parkwächter oder die Freiwillige Polizeireserve zu engagieren«, sagte Freitag. Er hielt es auch für sinnvoll, ABM-Kräfte einzustellen — eine Forderung, die das Gartenbauamt Neukölln bereits seit fünfzehn Jahren stellt. Er selbst sehe es gern, wenn der Polizei mehr Personal zu Verfügung stehe. Aber das sei aus finanziellen Gründen nicht möglich. Im Dezember sei die Präsenz der Polizei durch Diensthundeführer und Zivilkräfte, erhöht worden. Die Vertreter der Elterninitiative veranstalten seit September Spaziergänge zur Bewachung. Im Frühjahr planen sie eine Gesprächsrunde mit Kommunalpolitikern und wollen eine Demonstration durch die Hasenheide organisieren.

Vom Jugendstadtrat Michael Wendt (AL) sind Aktionen für das Frühjahr geplant, in denen an die Besucher der Hasenheide appelliert werden soll, mehr auf ihre Umgebung zu achten. Im Dezember vergangenen Jahres wendete er sich vorerst mit einem Schreiben an die Initiative. Die »Zuwendungsmittel seien für den Monat November erschöpft« gewesen. Er selbst spendete 200 Mark aus eigener Tasche. Susanne Landwehr

Elterninitiative, mo. 17 bis 19 Uhr, Tel.: 25883020.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen