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Bundeswehr kämpft gegen Ozonkiller

■ Hardthöhe: In Friedenszeiten soll künftig nicht mehr mit dem Ozonkiller Halon gelöscht werden/ Für Krisenfälle werden Halonreservoirs angelegt/ Reaktion auf Greenpeace?

Berlin (taz) — Die Bundeswehr ist es leid, größte Verbraucherin der besonders ozonschädigenden Halone in der Republik zu sein. Auf dem Berliner FCKW-Kongreß kündigte Thomas Madach vom Bundesverteidigungsministerium einen weitgehenden Ausstieg aus dem halonhaltigen Feuerschutz an, der bei der Bundeswehr lange benutzt worden ist. Allerdings wollen die Soldaten für Krisenzeiten halonhaltige Feuerlöschmittel bunkern. Madach erinnerte an den Einsatz deutscher Alpha-Jets in der Türkei während des Golfkrieges. Greenpeace hatte die Soldaten vor einigen Monaten als größte Halonverbraucher der Bundesrepublik identifiziert. Derzeit verfügt die Bundeswehr über knapp 800 Tonnen dieser Ozonkiller. (Halone sind Kohlenwasserstoffverbindungen, bei denen die Wasserstoff- durch Halogenatome ersetzt sind.)

Madach räumte vor den Fachleuten auf dem international besetzten Kongreß anstandslos ein, daß die Bundeswehr wegen der leicht verfügbaren Halone „im vorbeugenden Brandschutz nicht immer das mögliche getan“ habe. Ozonkillende Feuerlöschmittel seien häufig bei Übungen, Fehlalarmen, Tests und unsachgemäßen Wartungsarbeiten freigesetzt worden. Bei Löscharbeiten seien rund 50 Kilo auf Schiffen der Bundesmarine verbraucht worden. Jetzt würden die mit Halonen ausgestatteten automatischen Feuerlöscheinrichtungen auf den Schiffen deaktiviert. Gleiches gelte für den Schutz der Elektronik und nicht ständig besetzten Räume. Nur bei großen Brandentwicklungen und auf Befehl des Kommandanten soll noch auf die ozonschädigenden Feuerlöschmittel zurückgegriffen werden dürfen.

Auch bei Panzern will die Bundeswehr in Friedenszeiten nun weitgehend auf den Haloneinsatz verzichten. Die Feuerlöscheinrichtung im Motorraum könne zumindest für Friedenszeiten wohl ersetzt werden. In der Fahrerkabine halten die Militärs aber ihre halonhaltigen Feuerlöschsysteme für unverzichtbar. Ein einziger Leopard II-Panzer führt 36 Kilo Halone mit sich.

Madach vermutet, „daß die Bundeswehr den Haloneinsatz schon heute „um sicherlich 90 Prozent senken kann“. Notwendige Nachfüllungen in Krisenzeiten wolle man aus einem Halonpool bestreiten, der jetzt angelegt werden soll. Nach den Greenpeace-Recherchen hatte die Bundeswehr im vergangenen Jahr rund 60 Tonnen der Ozonkiller eingesetzt.

Wie schwer die Entscheidung über den Verzicht auf ozonkillende Feuerlöscher Militärs auch anderswo fällt, hatte zuvor Hans Lagerthorn von der Stockholmer Feuerwehr berichtet. „Die schwedische Marine sagt, wir brauchen Halone für unsere U-Boote, sonst müssen wir auftauchen. Die US-Marine sagt, wenn wir halonhaltige Feuerlöschmittel auf U-Booten einsetzen, müssen die auftauchen. Ich weiß es nicht. Die einzigen, die es vielleicht wissen, sind die Russen.“ Hermann-Josef Tenhagen

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