: Kinder würden nach Hannover ziehen
■ (West-)Berlin rangiert in der Liste der kinderfreundlichsten Stadt nur auf dem sechsten Platz
Berlin. Welche ist Deutschlands kinderfreundlichste Stadt? — (West-)Berlin jedenfalls nicht. Nur den sechsten Platz — ganz knapp hinter Hamburg— belegt die Hauptstadt nach einem Städtevergleich des Deutschen Kinderschutzbundes und rangiert damit gerade noch im besseren Mittelfeld. Angeführt wird die Hitliste von Hannover, gefolgt von Frankfurt, Stuttgart und Köln. Auf Platz acht liegt Bremen.
Vierzehn deutsche Großstädte hat der Kinderschutzbund in Zusammenarbeit mit der Hamburger Illustrierten 'Vital‘ zu vier Bereichen befragt: »Wohnen und Verkehr« (Berlin: Platz 8), »Medizin und Umwelt« (10), »Kindergarten und Schule« (6). Den Bereich »Freizeit und Soziales« führt die Bundeshauptstadt an.
Wenigstens hier lassen sich die Angaben Berlins sehen: mit an der Spitze der rein quantitativ ausgerichteten Befragung liegen nämlich die Zahlen der Spielplätze (2.224), Jugendzentren (286), Erziehungsberatungsstellen (58), Büchereien (132) und Schwimmbäder (74). Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten zahlt Berlin freiwillige Familienleistungen und verfügt über ein Kinderbüro sowie eine Kinderbeauftragte. Glänzen kann Berlin ebenfalls mit dem 1. Platz für die meisten Kinderärzte (409).
Weniger ruhmreich sieht es dafür bei der Luftverschmutzung aus. Keine andere deutsche Großstadt hat so hohe Schwefeldioxid-, Schwebstaub- und Stickoxid-Angaben wie Berlin. Recht armselig wirken auch die 23 Mütterberatungsstellen gegenüber 66 in Hamburg. Im Bereich »Kindergarten und Schule« stellt Berlin einen weiteren Mieserekord auf. Mit einer durchschnittlichen Klassenstärke von 24,2 Kindern übertrifft die Metropole die Vergleichsangaben der Konkurrenten. Allein Leipzig liegt mit 19 Schülern pro Klasse unter dem von Experten empfohlenen Maximum von 20. Außerdem hat Berlin als einzige westdeutsche Stadt keine Beratungslehrer. Ferner sind hier wie in Hannover, Frankfurt, Leipzig und Hamburg die Schulhöfe nur zum Teil am Nachmittag geöffnet. Bei allen anderen Städten ist dies bereits üblich.
Und eine letzte traurige Spitzenposition nimmt Berlin im Städtevergleich ein. In den Westbezirken starben 1991 fünf Kinder im Straßenverkehr. Im Ostteil der Stadt, der ansonsten wegen der fehlenden Daten nicht in die Rechnung einbezogen war, waren es sogar sechs. sos
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen