: Ausstieg des Millionen-Clubs
■ Der ATSV Saarbrücken verläßt aus finanziellen Gründen die Tischtennis-Bundesliga
Saarbrücken (dpa) — Georg Rebmann, schwergewichtiger Manager des ATSV Saarbrücken, hat den Rückzug des Clubs aus der Bundesliga mit heftigen Angriffen gegen den Deutschen Tischtennis- Bund (DTTB) verknüpft. „Wir fühlen uns vom DTTB im Stich gelassen. Es gibt zu wenig Fernsehgelder. Die Bundesliga-Klubs müssen Dienstag abends spielen, da gibt es keine Vermarktungsmöglichkeiten. Das attraktive Wochenende gehört der Nationalmannschaft“, klagte Rebmann. „Der Spielbetrieb ist bei Kosten von 600.000 bis 800.000 Mark nicht mehr finanzierbar“, begründete er den Ausstieg des Tabellen-Zweiten. „Der ATSV hat mit zum Teil überhöhten Zahlungen an Spieler und Trainer das Kostenniveau in den vergangenen Jahren dramatisch angehoben“, konterte DTTB- Präsident Hans-Wilhelm Gäb.
Als 30jähriger hatte der gelernte Bankkaufmann Georg Rebmann 1975 die Abteilungsleitung beim drittklassigen ATSV Saarbrücken übernommen. Nach dem Bundesliga-Aufstieg 1980 gewann die Mannschaft vier Deutsche Meisterschaften, drei DTTB-Pokalsiege, zweimal den ETTU-Pokal und einmal den Europapokal. Hochdotierte Stars wie die Ex- Weltmeister Dragutin Surbeck, Stellan Bengtsson, Jan-Ove Waldner oder Xie Saike waren die Aushängeschilder eines Millionen-Teams, das von Rebmanns Sportmanagement-Gesellschaft betreut wurde.
Der innovationsfreudige Manager bewies im Vorjahr noch einmal ein goldenes Händchen, als er Jörgen Persson verpflichtete. Drei Monate später wurde der Schwede Einzel-Weltmeister. Doch die wirtschaftlichen Zeiten hatten sich geändert. Sponsoren kürzten ihre Mittel von einstmals 450.000 auf 100.000 Mark. Rebmann orientierte sich plötzlich ostwärts. Seine Agentur übernahm noch im Jahr 1991 den angeschlagenen Fußball-Bundesligisten Dynamo Dresden.
Während Persson, der im Vorjahr für rund 250.000 Mark einen Zwei-Jahres-Vertrag in Saarbrücken unterzeichnet hatte, im Sommer in seine Heimat nach Schweden zurückkehren will, werden die anderen Spieler Carl Prean (Steinhagen), Joseph Hong (Lübeck) und Jürgen Hegenbarth (Milbertshofen) bereits mit anderen Klubs in Verbindung gebracht.
Einen Antrag auf Konkurseröffnung stellte Zweitligist SSV Reutlingen. Die Spieler des ehemaligen Europapokalsiegers haben seit Monaten kein Geld erhalten.
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