: BREMER FLÖTEN-FESTIVAL 2.-7.3. Auf Block- und anderen Flöten
Mit Blockflöten will seit einiger Zeit eigentlich niemand mehr etwas zu tun haben. Nur Bremen zieht da nicht mit und veranstaltet sogar ein Festival für die in Mißkredit geratene Spezies. Ein humanitärer Akt? Fleitschepiepen!
Beim 2. Flötenfestival der Akademie für Alte Musik sind die Blockflöten aus edelstem Holz, aber auch das Musikinstrument hat eine kleine Ehrenrettung nötig. „Wir wollen die Blockflöten wieder hoffähig machen“, sagt Prof. Thomas Albert, Leiter der Akademie. Selbst in (Musik-) Hochschulen wird sie oft noch als Anfängerinstrument belächelt, das man spätestens mit 12 Jahren dem kleinen Bruder zum Spielen gibt. Wetten, daß es einen Unterschied gibt zwischen dem Geblase auf Vorschulniveau und dem, was in Renaissance und Barock für dieses Instrument komponiert wurde! Für die Akademie ist die Blockflöte von besonderem Interesse, da sie den Zugang zu vielen historischen Blasinstrumenten erleichtert. Es kann niemand ernsthaft Tenordulzian im Hauptfach studieren wollen, aber mit dem Hauptinstrument Blockflöte ist der Schritt zu den heute exotisch anmutenden Instrumenten gar nicht schwer.
Bremen hat in Sachen „historischer Aufführungspraxis“ einen guten Ruf. Seit Ende der 60er Jahre hat es immer wieder Kurse zu Interpretation, Verzierungskunst und Improvisation in der Alten Musik gegeben — mit dabei war einst auch mal ein Nikolaus Harnoncourt. So verwundert es nicht, wenn die fast 100 TeilnehmerInnen zum Teil von sehr weit her kommen, um hier eine Woche lang Meisterklassen und Kurse im Ensemblespiel zu belegen, Vorträge zu hören und dann abends auch noch in Dozentenkonzerte zu gehen.
Namentlich bekannt sind die Dozenten eigentlich nur bei Insidern, schaut man aber auf die Besetzung international beachteter Orchester und Ensembles (z.B. English Concert, London Classical Players, Hanover Band, Hesperion XX, Musica Antiqua Köln usw.), dann tauchen immer wieder die Namen Lisa Beznosiuk, Clas Pehrsson, Han Tol, Wilbert Hazelzet, Marten Root und Gabriel Garrido auf. Beim breiten Publikum ist schließlich auch der Soloflötist der Berliner Philharmoniker nicht bekannter - oder wissen Sie seinen Namen?
Die Traversflöte, die hölzerne Ahnin der modernen Querflöte, ist ebenso beim Festival vertreten, und sie tastet sich in diesem Jahr weit in das 19.Jahrhundert hinein. „Klaviermusik der Frühromantik“ ist das Motto des 1.Konzertes am Montag abend, und Flötenquartette von Anton Reicha (er überlebte Beethoven um 9 Jahre) stehen am Freitag, 7.3. auf dem Programm. Hochbarockig wird es nur am Mittwoch mit Musik „um Corelli“.
„Der Haushalt war von vorneherein gesichert“, sagt Albert. „Durch Kursgebühren, Eintrittsgelder und Anzeigen trägt sich das Festival selbst.“ Glücklich, wer das von sich sagen kann, und so wird wohl im nächsten Jahr kräftig weiter gepfiffen und geblasen. Imke Turner
Weitere Informationen:
Tel. 0421-391675
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen