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Abschied vom Rathaus

■ Wedemeier verabschiedete Gegner und Glücklose: Grobecker, Sakuth, Kunick

Nicht ohne gemeine Nettigkeiten und boshafte Artigkeiten ging gestern die Verabschiedung der drei Ex-Senatoren Konrad Kunick, Peter Sakuth und Claus Grobecker über die Bühne des Rathauses. Regierungschef Wedemeier konnte sich auch in seiner Abschiedsrede noch schaurig gut an Grobeckers „eigene Art“ erinnern. (Beim letzten 4-Augen-Gespräch war es sehr laut geworden, bevor Grobecker die Tür hinter sich zuschlug.) Darauf nahm Grobecker gestern gutgelaunt und gern Rücksicht. (Der künftige Chef der Landeszentralbank wird etliche Gehaltsstufen höherrutschen als Wedemeier.) Grobi hielt frei die Dankes-Rede für die drei Senatoren, versprach vorweg, „artig“ zu sprechen, denn schließlich hätte der Bürgermeister seine netten Dankesworte auch nicht hinter verschlossenen Türen gesagt. (Bisher hatte es wenig Dankesworte von W. Richtung G. gegeben hatte) Im verständnisvoll lächelnden Publikum, festlich aufgemacht, stand auch der G. zu Dank verpflichtete liebe Detlef Griesche.

Wedemeier hatte verdienten Genossen zu danken: Kunick, der offen Wedemeiers Rücktritt gefordert hatte, Sakuth, dem tragischen Innensenator, und schließlich Grobecker, der SPD-intern nichts unversucht gelassen hatte, um die große Koalition und damit den Sturz dieses Bürgermeisters herbeizuführen. Grobecker präsentierte die drei Verabschiedeten als den fleischgewordenen Verlust von 12 Prozent Wählerstimmen. Aber: Abtreten von der politischen Bühne würden diese Sozis nicht. Lächeln huschte über so manches Gesicht. (Im Bremer Westen werden Kunick und Grobecker als potente Kandidaten für den neuen SPD-Landesvorstand gehandelt.)

Natürlich waren reichlich Fernsehleute und FotografInnen da. Aber Peter Sakuth, der glücklose Innensenator, scheute sich, trotz mehrfacher Bittender Fotografen, in einer Gruppe der geehrten und belobten Senatoren und Staatsräte zu posieren — bis Wedemeier endlich auch ihn, den Gescheiterten, erlöste und einen Kübel Lob über ihm ob seiner seine „organisatorischen Fähigkeiten“ ausgoß. (Wer denkt da nicht an Sakuths Abenteuer mit der Polizeistatistik, gerichtlich sanktioniert darf seitdem gesagt werden: Der Innensenator fälschte...)

Von den Fraktionsvorständen der FDP und CDU war übrigens niemand erschienen, Kultursenatorin Helga Trüpel nutzte dafür spontan die Gelegenheit, Sparkassen-Mäzen Rebers in ein nettes Gespräch zu verwickeln. Vera Rüdiger übrigens kann offenbar tatsächlich auf die politische Bühne verzichten: Sie war nicht erschienen, um ihre Lorbeeren abzuholen, und wurde von Wedemeier entschuldigt. Der SPD-interne Klüngel war ihr immer unangenehm gewesen, weiß Rosi Roland

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