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Guten Morgen, taz!

■ Betr.: GEW-Berichterstattung — taz Bremen v. 24.02.92

In Bremen findet etwas ausgesprochen bemerkenswertes statt: Alle Elemente der Benachteiligungen kompensierenden Bildungspolitik werden zu Lasten einer Umverteilung weitgehend eleminiert, den vermeintlichen Eliten dieser Stadt werden ihre alten Privilegien uneingeschränkt zurückgegeben. Die Debatte um die Einrichtung durchgängiger Gymnasien geht doch an den realen Problemen der Bildungspolitik vorbei, wie z. B. zunehmende Gewalt an den Schulen, Ausländerhaß, Emotionsverlust, Notwendigkeit von Integration Behinderter und Benachteiligter... All diese Dinge spielen in der Bildungsdebatte dieser Stadt zunächst keine Rolle mehr, weil der Beschluß der Neuorienteierung der Bildungpolitik, wie ihn die Ampel-Koalitionäre gefaßt haben, all das überdeckt. Sinnigerweise hat ausgerechnet die Regierungsbeteiligung der GRÜNEN diesen Umschwung zu Lasten der Behinderten, der Frauen, der Schwachen bewirkt. Die GEW ist derzeit im Bildungsbereich leider eine der wenigen Organisationen, die versucht, eine Gegenposition gegen die Ampel-Ellenbogenpolitik zu formulieren. Und daß sich an den Willensbildungen der Parteien und Gewerkschaften leider nur sehr wenige beteiligen, ist ein Umstand, der auch nicht gerade GEW-spezifisch ist. Offensichtlich scheint der taz aber nicht daran zu liegen, die reale Situation sachgerecht darzustellen, sondern die zugegeben viel zu zarten Regungen zugunsten der o. a. Zielgruppen auch noch totzuschreiben. In einer Zeit, in der das gesellschaftliche Klima zunehmend kälter wird, ist es schon bemerkenswert, daß sich LehrerInnen, die aufgrund ihrer beruflichen und sozialen Stellung individuell eher auf der sonnenseite dieser Gesellschaft stehen, gegen den Zeitgeist des Egoismus und gegen den Zug der Lemminge stellen. Wir werden sehen, ob Ihr mit Eurer Schlafthese Recht habt. Als GEWler sage ich nur: Guten Morgen, taz!

Helmut Zachau

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