Mentales Vakuum

■ betr.: "Premiere: Sex im Weltall", taz vom 25.2.92

betr.: „Premiere: Sex im Weltall“ (Die Wahrheit), taz vom 25.2.92

Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt: die Meldung, daß die US-Astronauten Mark Lee und Jan Davis im August ihre verspäteten Flitterwochen in der Erdumlaufbahn zubringen werden, ging doch schon im März 1991 durch die Gazetten.

Wenn man gelegentlich auf Pressekonferenzen zu Raumfahrtprojekten zugange ist, begegnet man unweigerlich einem stetig wiederkehrenden Phänomen: die bar jeder Ahnung von der Materie dort sitzenden und entsprechend frustrierten Kollegen der schreibenden Zunft verschaffen sich spätestens zu Ende der Veranstaltung den dringend erforderlichen Lustgewinn. Das aufgetretene mentale Vakuum ventiliert dabei unweigerlich in zwei typische Fragestellungen:

—der analerotisch orientierte Teil der Journalisten interessiert sich für die Frage, in welcher Weise der Verdauungsvorgang bei Astronauten während des Weltraumeinsatzes abgeschlossen wird und welche Probleme hierbei auftreten (Stichwort: in der Schwerelosigkeit herumtreibende Kotteilchen).

—der eher genital orientierte Teil delektiert sich dann an den in Eurer Meldung vom 25.Februar zum Ausdruck kommenden und auch durch keinen realen Anhaltspunkt belegten Phantasien.

Oral orientierte Phantasien und Verlustängste — Stichwort: vom Löffel flüchtende Erbsensuppenpartikel — treten hingegen nur vereinzelt auf.

Frage an die Redaktion: Könnte man außer den erotischen Phantasien des Autors (in der Regel männlich, nehme ich mal an) auch mal etwas darüber lesen, was die sieben Damen und Herren denn tatsächlich während ihres einwöchigen Aufenthaltes dort droben treiben? Jürgen Peter Esders,

West-Berlin