Keine wilden Elefanten mehr

■ Mammutschau, Klassenfahrt: kleine Treff-Historie

Eigentlich gibt es nur einen wahren „Elefanten“: die Zündapp KS 601. Und das kam so: Im frostreichen Januar 1953 wollte ein Fahrer obiger Motorradmarke wissen, welche verrückten Markenkollegen noch im Winter auf dem Hobel unterwegs sind. Eine Anzeige in der „Motorrad“ lockte ganze drei Zündapp-Treiber zum Zelten in seinem Garten. Seitdem fanden „Elefantentreffen“ (damals galt die KS 601 noch als „elefanten“stark) regelmäßig statt — mit exponentiell wachsendem Erfolg. 1956 schon mußte man auf die „Solitude“ bei Stuttgart ausweichen.

In den 60ern platzte das Elefantentreffen auch dort aus allen Nähten: die 10.000er Grenze wurde überschritten. Längst trafen sich Winterfahrer aller Marker und vieler Länder. Seinen legendären Ruf gewann das Treffen mit dem Umzug in die Hocheifel zum Nürburg-Ring, wo das ganze endgültig jeden familiären Charakter verlor. Bis zu 30.000 BikerInnen (maximale Anreise: Australien), wucherndes Angebot von Ramsch und und Zubehör, Alkoholexzesse und Organisationsprobleme: 1977 kam es zur inzwischen auch schon legendären „Katastrophe“. 20 geklaute Motorräder, 26 Verletzte, 9 Festnahmen und ein erschossener Polizist. Das vorläufige Ende des Treffens am Ring.

Seit 1989 gibt es zwei rivalisierende Elefantentreffen, eins im Bayerischen Wald, vom BVDM (Bundesverband deutscher Motorradfahrer); das andere sog. „alte Elefantentreffen“ seit 1990 wieder am Ring. Henning Wiekhorst organisiert es mit einer alkoholfreien Ordnermannschaft. Der gelernte Feinmechaniker, jetzt Student der Produktionstechnik (Jg.'64) schaffte es, die geschundene Bevölkerung rund um die Rennstrecke vom neuen Elefantenfrieden zu überzeugen und dem Treffen den Charakter einer gemütvollen Klassenfahrt zu verpassen. 1992 wurde weit und breit kein Fetzchen grünen Beamtentuchs gesichtet. Bus