Polizeipräsident gibt nicht klein bei

■ Konflikt zwischen Innensenator und Polizeipräsident geht weiter/ Schertz belehrt seinen Dienstherrn über Polizeikonzept: Das Rad kann nicht täglich neu erfunden werden/ Fortsetzung folgt

Berlin. Der Konflikt zwischen Polizeipräsidium und Innensenator Heckelmann schwelt weiter. »Ich bin eine kämpferische Natur und habe keinerlei Anlaß, über meine Abwahl nachzudenken«, betonte der im Kreuzfeuer der CDU stehende Polizeipräsident Georg Schertz gestern gegenüber der taz. Er trat damit der Meldung von 'dpa‘ entgegen, Schertz erwäge seinen Rücktritt.

Wie berichtet hatten sich der Polizeipräsident und die Führungsspitze der Polizei am Donnerstag gegen die massive Kritik der CDU, Deutschen Polizeigewerkschaft und FDP verwahrt, die Polizei sei führungsschwach und werde mit der zunehmenden Kriminalität in Berlin nicht fertig. Das Faß zum Überlaufen gebracht hatte eine Resolution des CDU Fraktionsvorstandes. Nicht gewillt, die Vorwürfe länger hinzunehmen, hatte Schertz den Innensenator aufgefordert, den Verleumdungen entgegenzutreten oder aber »meine Abwahl zu betreiben«.

Die geforderte Vertrauens- oder Mißtrauensbekundung blieb jedoch aus. Statt dessen hieb Heckelmann weiter auf Schertz ein, indem er von Konzeptionsdefiziten der Polizeispitze sprach und von dieser ein Gesamtkonzept zur Kriminalitätsbekämpfung verlangte. Diese Erklärung allein zu formulieren, war der Innensenator allerdings nicht Manns genug: Der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky führte ihm dem Vernehmen nach bei einigen Passagen mit die Feder.

Die Aufforderung des Innensenators wies Schertz gestern »mit Entschiedenheit« zurück. Schon der Begriff »Gesamtkonzeption« sei falsch, weil Kriminalität kein statisches Geschehen sei, belehrte er seinen Dienstherrn. Darauf habe bereits Polizeivizepräsident Dieter Schenk hingewiesen, als er dem Innenausschuß am 17. Februar von »einer Fülle von Sonderarbeitsgruppen« wie »jugoslawische Wohnungseinbrecher, polnische Auto- und südamerikanische Scheckdiebe« berichtete. Auch die Konzepte für Rauschgiftkriminalität, Straftaten in Bahnen, Jugendgruppengewalt und ähnliches würden ständig der aktuellen Entwicklung angepaßt. Der Vorwurf der Konzeptionslosigkeit sei nur so zu verstehen, daß Heckelmann von der Polizei »blinden Aktionismus« erwartete, erklärte Schertz und konnte sich den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verkneifen: »Das Rad läßt sich nicht täglich neu erfinden.« plu