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Niemaktivitäten

■ betr.: "Laubbaum legt Raupen lahm", taz vom 28.2.92

betr.: „Laubbaum legt Raupen lahm“, taz vom 28.2.92 (Wissenschaftsseite)

Der Artikel ist enttäuschend und ärgerlich zugleich. Enttäuschend, weil er bezüglich der wissenschaftlichen Aspekte des Niembaums hinter den Artikel zurückfällt, den die taz bereits am 8.11.86 unter dem Titel „Sandinos Erben setzen auf Niem“ veröffentlicht hat. Ärgerlich, weil er sich ausgesprochen undifferenziert und verfälschend im Stil verdummender Boulevardzeitungen mit den Niemaktivitäten privater Firmen und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH (GTZ) auseinandersetzt. Dabei bedient sich die Autorin Carla Geiger auch unfairer Methoden, wie selektives Herausgreifen von Informationen, Verbreitung schlecht recherchierter Halbwahrheiten, Weglassen wesentlicher Aspekte und polemischer Effekthascherei.

1.Die GTZ hat bereits seit zwölf Jahren maßgeblich die Erforschung und Nutzung des Niembaums gefördert. Dabei stand immer die direkte Nutzung durch Bauern und lokale kleine Firmen der Dritten Welt im Vordergrund. Die chemische Industrie betrachtete diese Aktivitäten ziemlich geringschätzig.

2.Die GTZ führt zur Zeit ein überregionales Niemprojekt durch, das zum größten Teil aus der Unterstützung von eigenständigen Niemprogrammen lokaler Nichtregierungsorganisationen besteht, die alle die Herstellung von Niemprodukten auf Bauernebene oder Kooperativenebene vorsehen. Dabei begibt sich das Projekt zwangsläufig in Konkurrenz zu Pestizidfirmen.

3.Zwischen dem Niemnutzungskonzept in Nicaragua und der GTZ gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten. Substantiell unterscheiden wir uns allerdings darin, daß wir im Gegensatz zu Carla Geiger, aber im Einklang mit vielen nicaraguanischen Projektbeteiligten den Export von Teilen der Niemproduktion befürworten.

4.Nicht der Export von Niemprodukten an sich ist unseres Erachtens ein Problem, sondern die genauen Modalitäten. Welcher Preis wird gezahlt, wie verteilt sich der Gewinn, welche Gruppen profitieren von dem Exportgeschäft, welchen Beitrag leistet der Export zur sozioökonomischen Entwicklung der ärmeren Länder. Uns erscheint es unredlich, alle Privatfirmen von Öko- und Kleinfirmen wie Auro und Trifolio bis hin zu den Branchenriesen Bayer und Ciba Geigy hinsichtlich ihrer Niemaktivitäten alle über einen Kamm zu scheren. Statt dessen wäre eine genaue Untersuchung der hier genannten Fragen in jedem Einzelfall zu fordern. Carsten Hellpap,

GTZ-Niemprojekt

c/o Institut für Phytopathologie,

Universität Gießen,

Ludwigstr. 23, 6300 Gießen

Anm. d. Red.: Interessierte können Informationen an der obigen Adresse anfordern.

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