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Erneut türkische Bomben auf Nordirak

Diyarbakir/Washington/New York (dpa/afp/ap/taz) — Die türkische Armee hat gestern erneut Bombenangriffe auf den kurdischen Nordirak geflogen. Türkische Militärsprecher erklärten, es sei „ein Zeltlager der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) etwa acht Kilometer jenseits der Grenze“ angegriffen und vernichtet worden.

Bereits am Vortag waren zwei PKK-Stützpunkte in der nordirakischen Bergregion beschossen worden. Es handelt sich um den fünften Angriff dieser Art seit August vergangenen Jahres. Letzte Woche waren türkische Flugzeuge nach Angaben der Hilfsorganisation Cap Anamur bis zu hundert Kilometer in den irakischen Luftraum vorgedrungen und hatten mehrere kurdische Dörfer teilweise zerstört. Mindestens zehn Zivilisten wurden getötet.

Die US-Regierung hat die Angriffe der türkischen Luftwaffe im Nordirak gerechtfertigt. Während die Bagdader Regierung wegen ihres Embargos und der militärischen Angriffe gegen die Kurden im Nordirak immer wieder scharf kritisiert wurde, hat die US-Regierung offenbar großes Verständnis für die nicht minder repressive türkische Kurdistan-Politik. Ankara, so erklärte eine Sprecherin des US-Außenministeriums mitfühlend, habe damit auf die „zunehmenden Aktivitäten“ der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) „reagiert“. In kaum überbietbarem Zynismus fügte sie hinzu, sie habe die Hoffnung, daß bei den türkischen Bombardierungen „niemand verletzt oder getötet“ werde.

Der stellvertretende irakische Ministerpräsident bemüht sich seit gestern beim UN-Sicherheitsrat in New York um eine Lockerung der Sanktionen gegen den Irak und stößt dabei auf weitgehende Ablehnung. Die Botschafter von vier der fünf ständigen Ratsmitgliedern gaben gestern zu verstehen, daß die Zwangsmaßnahmen nicht aufgehoben würden, bevor der Irak Verpflichtungen der Waffenstillstandsresolutionen erfüllt habe. Asis vertrat dagegen die Position, die Sanktionen könnten gelockert werden, da sein Land „guten Willen“ bei der Zusammenarbeit mit der UNO gezeigt habe. Der französische UNO-Vertreter Merimee erklärte, Bagdad argumentiere damit, die Auflagen zu 50 bis 70 Prozent erfüllt zu haben und sich damit auch eine Aufhebung der Sanktionen in dieser Dimension verdient zu haben. Er und die Vertreter Großbritanniens, Rußlands und der USA machten aber klar, daß es in dieser Frage keine Kompromisse geben werde.

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