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Ein Opfer für den Ruf des 'WTC'

■ Hinter den Kulissen wird der Schuldige für das World Trade Center gesucht

„World Trade Center“, das ist das große neue Gebäude am Hillmannplatz im Bahnhofsviertel in Bremen, das ist die Hoffnung auf Fernost- Kontakte und neue Perspektiven der Freien Hansestadt Bremen als Fenster nach Fernost. Das Bremer „World Trade Center“ ist das einzige in Deutschland, denn der Name ist geschützt, wer dem Verein mit Sitz in New York angehören will, muß schon einiges an Repräsentation auffahren.

Der weltweite Verband hat die kleine Bremer Tochter bisher mit Nachsicht und Sympathie betrachtet, obwohl der WTC-Standard längst nicht erreicht ist. Im Juni 1991 gab es ein teurens Gutachten über den Stand des Bremer WTC mit sehr kritischen Aussagen, daraus folgte aber in den Wirren des Wahlkampfes gar nichts.

Derzeit streiten sich zwei hinter den Kulissen darum, wer Schuld an dem Zustand ist: Hartmut Schmädecke, bisher Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft und gern auf Fernost-Reisen, und Rose Koch, aus China stammende Managerin des Trade Center. Die Managerin weiß immer noch nicht, ob ihr in einem Jahr auslaufender Vertrag verlängert wird. Der WFG-Mann Schmädecke soll diese Position aufgeben und oberster Fernost-Förderer werden, hat aber auch noch keinen Vertrag dafür. Seit Monaten stehen die Räume im repräsenativen WTC-Gebäude leer, in die Schmädecke umziehen soll — es passiert nichts. Hoch darüber wacht Außenhandels-Senator Uwe Beckmeyer.

Einen kleinen Erfolg wird das WTC am 1. April groß feiern: ein renommiertes japanisches Restaurant eröffnet Parterre. In den oberen Etagen läßt der Erfolg aber noch auf sich warten. Weltweit selbstverständlich ist zum Beispiel, daß bei World Trade Centers ein „Club“ angesiedelt wird — dafür gab es in Bremen bisher kein Geld zuständigen Senator. Standard ist ein „News Letter“ zur internen und extenen Selbstdarstellung — kein Geld dafür in Bremen. „Die überregionale und internationale PR-Kampagne für das Center sollte so bald wie möglich anlaufen“, mahnte die Bremer Handelskammer in großer Sorge im November 1991 an. Nichts passierte.

Vor zwei Jahren, als der Vertrag Schmädecke das letzte Mal verlängert wurde, war Handelskammer- Syndikus Immermann strikt dagegen gewesen. Beckmeyer, mit Schmädecke oft in Fernost unterwegs, setzte sich über das Votum hinweg.

Daß daraus keine Riesennummer wurde, zeigt die Akquisitionsbilanz im Word Trade Center. Dafür braucht man einen Schuldigen — wer bietet da besser an als die an der kurzen Leine gehaltene Center-Managerin Rosi Koch?

Daß die beiden Herren dieses Bauernopfer gern bringen, wettet Rosi Roland

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