■ SEITENSTICH: Blut schnuppern beim Fleischer
Wartet nur, ihr vermaledeiten Buben und Mädel, die ihr lieber Hausmänner und Pilotinnen werden wollt als ehrengeachtete Fleischer, wartet nur, das Fleischerhandwerk wird euch helfen! Vor lauter Nachwuchsmangel bietet es jetzt nämlich „Schnupperkurse“, wie es heißt. Ausgerechnet! Da lachen ja die Hähnchen! Und alles Schlachtvieh haut sich auf die Keulen, und die Hornochsen brüllen: O Fleischerhandwerk, wann wirst du gescheit!
In zahlreichen Betrieben können Jugendliche zwei bis vier Wochen lang testen, „wie vielseitig und interessant die Arbeit ist“ – solche Frohbotschaft überbrachte neulich dpa vom Fleischerverband Niedersachsen-Bremen. Ja sieht man's nicht sogleich vor Augen, wie verzückt sie schnuppern, die Kids, an den dampfenden Blutkesseln? Und dann erst! Da wittern sie das markige Odeur von frisch gesägtem Schweinebein, von der süßlichen Trichine zu schweigen! Wie hecheln sie da vor Wonne, die Kids, und Geifer träuft von den Lefzen! Und erst all das Gekröse! Ein Wunderreich der Aromen! Wie zartbitterlich die geschnetzelte Galle, wie betörend faulig der alte Pansen!
Aber in Wahrheit, liebes Fleischerhandwerk, wäre der Fleischerlehrling, so man ihn haben will, nicht nur ein bißchen teurer als der Fleischerhund – er hat auch ganz andere Leidenschaften. Manfred Dworschak
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