KOMMENTARE: Tropenholzhändler outen
■ Alle reden vom Regenwald — Holzhändler zerstören ihn
Hervorragendes Timing kann den Umweltschützern bescheinigt werden, die jetzt die offenbar illegalen Machenschaften eines der wichtigsten deutschen Holzhändler aufdeckten. Tage nach ihrem zweifelhaften Erfolg bei der Internationalen Artenschutzkonferenz im japanischen Kioto gerät die Holzhändlerbranche wieder ins Zwielicht. Einer ihrer Vertreter zerstört nicht nur den Regenwald, er betrügt offenbar auch noch das Dritteweltland, aus dem die Hölzer stammen. Statt „nachhaltiger Waldwirtschaft“ zum Vorteil Ghanas, wie die Händler immer werben, bestimmt offenbar die hinterhältige Waldwirtschaft das Geschäftsgebaren.
Bei der Konferenz in Japan haben die Holzer nach massiven Lobbyanstrengungen vielleicht zum letzten Mal gewonnen, in der deutschen Öffentlichkeit ist ihr Kredit nach den neuesten Enthüllungen endgültig aufgezehrt. Nicht einmal das wohlfeile Argument vom schwarzen Schaf in den eigenen Reihen wird ihnen mehr geglaubt werden. Denn Holzhändler Anders steht mit rücksichtslosen Praktiken nicht allein. Es ist regierungsamtlich: „Rücksichtslos“ hat ein Run auf das Grüne Gold begonnen. Und deutsche Handelsunternehmen „spielen eine führende Rolle“.
Doch wie kann sie reagieren, die Öffentlichkeit? Verlangt sie nach Importverboten, geht der mahnende Finger der beamteten Freihändler in Bonn hoch. Drängt sie auf politische Aktivitäten in den betroffenen Tropenwaldländern, schallt ihr von dort der Vorwurf des Neo-Imperialismus entgegen.
Bleibt bis zur nächsten Artenschutzkonferenz vor allem die ganz klassische Strategie: Act local and think global. Das Tropenholzfenster, das in der Kommune und im eigenen Haus nicht eingesetzt wird, wird auf den internationalen Märkten nicht gekauft — und in den tropischen Regenwäldern nicht geschlagen. Information über Ersatzmöglichkeiten gibt's genug, auf Unwissenheit kann sich kein Bürokrat mehr herausreden. Viele Kommunen haben sich inzwischen zu einem Tropenholzboykott entschlossen, andere werden folgen.
Noch wirkungsvoller als der Boykott der Hölzer ist jedoch der Boykott der Händler. Die Zerstörung unserer globalen Lebensgrundlagen ist kein Kavaliersdelikt. Die Zusammenarbeit mit Kleptokraten und Potentaten, die in Malaysia und anderswo an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen ihrer Länder verdienen, auch nicht. Handelsketten und Holzhändler, die Tropenhölzer im Angebot führen, müssen geoutet werden. Hermann Josef Tenhagen
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