: Grüne: BVG spart »am falschen Ende«
■ Beförderungsangebot verschlechtert durch verlängerte Fahrzeiten und ausgeweitete Takte auf 43 Linien/ Nur U-Bahn-Bauprojekte umgesetzt, von denen Fahrgäste erst langfristig etwas haben
Berlin. Infolge der vom Senat um 150 Millionen Mark gekürzten Zuwendungen spart die BVG nach Auffassung der Fraktion Bündnis 90/ Grüne »am falschen Ende«. Seit dem Fahrplanwechsel zum letzten Oktober habe der Eigenbetrieb durch verlängerte Fahrzeiten und ausgeweitete Takte auf insgesamt 43 Bus- und Straßenbahnlinien das Beförderungsangebot verschlechtert, bilanzierte gestern der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Michael Cramer. Dem Grünen-Abgeordneten zufolge räumen Senat und BVG dagegen den U-Bahn-Bauprojekten Priorität ein, von denen die Fahrgäste erst langfristig etwas haben. Maßgeblich sei hierbei, daß diese Investitionsvorhaben nicht so bald wirksam würden und die Betriebskosten nur geringfügig weiter nach oben kletterten. Beispielsweise favorisiere die BVG deshalb die vier Jahre dauernden Bahnsteigsverlängerungen auf der U-Bahn-Linie 6, sagte Cramer. Er kritisierte, daß anstelle dessen nicht der Fahrtakt der U-Bahn verkürzt werde. Alternativ sei auch die Inbetriebnahme der S-Bahn über Gesundbrunnen nach Tegel oder die Verlängerung der Straßenbahn über die Weidendammerbrücke zum Potsdamer Platz in kurzer Zeit möglich. Wie der Grünen-Sprecher weiter bemängelte, bevorzugten BVG und Senat auch dann U-Bahn-Projekte, wenn sie verkehrspolitisch und vom Kosten- Nutzen-Verhältnis her der Tram-Alternative um ein Vielfaches unterlegen seien. Als eklatantestes Beispiel für diese Fehlplanung führte Cramer die Verlängerung der U-Bahn-Linie 8 in Reinickendorf und der U2 in Pankow für 15.000 respektive 20.000 Fahrgäste an. Währenddessen stelle der Senat die U-Bahn- Konstruktion zwischen Schlesischem Tor und Warschauer Brücke immer wieder zurück, obwohl dort 200.000 Fahrgäste pro Tag zu erwarten seien.
Für die Fraktion Bündnis 90/ Grüne präsentierte deren verkehrspolitischer Sprecher gestern ein neues Bündel von parlamentarischen Anträgen für ein verbessertes BVG- Angebot. Unter anderem wird zum nächsten Fahrplanwechsel ein verkürzter Drei-Minuten-Fahrabstand auf den U-Bahn-Linien 1, 6, 7, 8 und 9 gefordert. Bei den Bussen sollen die Fahrgäste wieder an allen Türen ein- und aussteigen können, statt sich »im Gänsemarsch« an nur zwei Durchlässen drängen zu müssen. thok
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