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Kein neues Spielzeug für Kita-Kinder

■ Laut einer Studie sind viele Kitas in Ost-Berlin und den neuen Ländern in einem baulich miserablen Zustand/ Die pädagogische Arbeit hat sich nach Aussage der Erzieherinnen seit der Wende verbessert

Berlin. Ein Kita-Platz im Ostteil Berlins ist billiger als in den neuen Bundesländern. Wie Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) gestern mitteilte, sei es in Berlin gelungen, die Sätze für einen Kitaplatz bis zum 1. Januar 1993 die Obergrenze von 60 Mark nicht überschreiten zu lassen. Für das kommende Jahr müsse diese Forderung erneut durchgesetzt werden. In den neuen Ländern kostet ein Ganztagsplatz in der Krippe inzwischen durchschnittlich 100 Mark im Monat, im Kindergarten immerhin noch 76 Mark. »Wir dürfen die Chance, daß es in der DDR einen wesentlich besseren Versorgungsgrad an Kinderbetreuungsplätzen gab, jetzt nicht verstreichen lassen«, forderte Krüger. So sei es in Ost-Berlin gelungen, 101.000 Kitaplätze sowie über 40.000 Hortplätze zu erhalten. 36 Betriebskindergärten wurden übernommen. Demgegenüber stehen im Westteil insgesamt 76.000 Plätze.

Die Kindertagesstätten im Ostteil Berlins und in den neuen Ländern haben seit der Wende in der Regel mehr pädagogischen Freiraum und weniger Geld. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Umfrage der Zeitschrift 'ELTERN — Mein Kind und ich‘ und des Konzerns Nesquik, die gestern vorgestellt wurde. In rund drei Viertel der 400 beteiligten Kitas hat sich nach Aussage der Erzieherinnen die Betreuung der Kinder verbessert.

Ein schlechtes Zeugnis stellten die Befragten den Behörden aus. Viele Erzieherinnen fühlen sich wegen der Sparpolitik im Stich gelassen. In mehr als jeder zweiten Einrichtung in den fünf neuen Ländern wurde in jüngster Zeit Personal abgebaut. 66 Prozent sehen sich heute trotz gestiegener Monatsbeiträge der Eltern finanziell in einer schlechteren Situation als vor der »Wende«. Drei von vier Kitas haben keinen Etat zum Ersatz defekten Spielzeugs. Nicht selten müssen die Eltern Spielzeug kaufen.

Die größte Sorge bereitet den Erzieherinnen der desolate bauliche Zustand vieler Kitas. Über die Hälfte ist in einem durchschnittlichen, teilweise mangelhaften oder sehr mangelhaften baulichen Zustand. Besonders schlechte Noten erhielten die Sanitär- und Heizungsanlagen. Auch die Probleme der Kitas im Ostteil Berlins bestätigen den Trend der Umfrage. Krüger räumte auch dort eine schwierige Finanzlage und den teilweise schlechten Bauzustand der Objekte ein.

Die Grundversorgung mit Kinderbetreuungsplätzen im Ostteil der Stadt bezeichnete Krüger als gesichert. Im Westteil hingegen stehen immer noch 28.000 Kinder auf der Warteliste. Für die kommenden Jahre rechnet Krüger insbesondere im Ostteil mit einem starken Geburtenrückgang. Von den gegenwärtig 14.000 Erzieherinnen müßten dann vermutlich etliche umgeschult werden, so Krüger. jgo

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