: Massakrierte Leichen
■ betr.: taz Journal - Jugoslawien
betr.: taz Journal — Jugoslawien
Als erstes möchte ich ein Lob aussprechen für die Ausführlichkeit Ihrer Berichte über Jugoslawien. Doch in den Berichten sind einige Unstimmigkeiten mit der Realität.
[...] Bis zum 20. Dezember 1991 war ich als einziger Deutscher in der freiwilligen Organisation der serbischen Territorialverteidigung. Die Deutschen halten eigentlich zu Kroatien, ich wollte sehen wie es auf der Serbischen Seite aussieht [...] und habe vor, mich nochmals dort zu melden.
Ich war 3 Monate in der Krajina und 3 weitere Monate in der Banija und in Slavonien, speziell in Vukowar und Borovo Selo.
In Vukowar ist kein einziges Haus, das nicht beschädigt wurde. Überall liegen Leichen, meist massakriert — und zwar von den Kroaten und nicht von den Serben, wie hier berichtet wird. Beim Einmarsch in Vukowar am 21. November 1991 lagen die Leichen schon überall herum, wir mußten sie beseitigen, tausende von Leichen, verbrannt, verstümmelt, mit aufgerissener Schädeldecke, mit herausgerissenen Augen, abgerissenen Ohren, usw.
Die Berichte, die hier im Fernsehen laufen, es ist nur Propaganda der kroatischen Regierung.
In dem Bericht auf Seite 69/70 über Vukowar, sind viele Unstimmigkeiten, wie z.B. die blutdürstigen Serben, dies trifft bestimmt nicht zu — im Gegenteil — die Kroaten haben das Massaker verursacht, dafür habe ich Videokassetten als Beweise, die wir gedreht haben.
In Borovo, als wir dort einmarschiert sind, haben wir in dem Kombinat „Borovo-Gummiwaren“ ca. 3.000 Soldaten der kroatischen Armee-Garde gefunden. in dem dortigen Krankenhaus waren ca. 500 Leute, davon ca. 400 Soldaten — bewaffnete Soldaten —, der Rest waren Patienten. Dafür gibt es Zeugen, wie z.B. die Reporterin des ital. Fernsehens RAI, Milena Gabanelli. [...]
Die Kroaten führen sich als zivilisiertes, europäisches Volk auf — man kann sie nicht als diese bezeichnen.
Über Ihren Bericht auf Seite 46 über Captain Dragan möchte ich mich beschweren. Dragan mordet nicht selbst — er hat dafür seine Leute und wenn er einen Angriff plant, dann zieht er nur mit 20 seiner Soldaten, den sog. „Kninja“ in den Kampf. Und noch was: auf dem Totenschädel, den er zwar aus Glina mitgebracht hat, stand: „Milan Martič (Präsident der Territorialverteidigung in der autonomen Region Krajina) — Tschetnik — 10.000 DM“. Auf den Kopf von M. Martič sind 10.000 DM ausgesetzt — tot oder lebendig versteht sich.
Zu dem Bericht auf Seite 46/47: die Kroaten wurden nicht von den Serben vertrieben — im Gegenteil — die Serben wurden vertrieben. Dafür gibt es Beweise in z.B. Novi Sad und Belgrad. Tausende von Flüchtlingen, die vertrieben wurden, sind dort untergekommen. [...] (Name unleserlich)
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