: Schweres Nachbeben in Erzincan
■ 90.000 obdachlos/ 360 Leichen geborgen/ Internationale Hilfsaktionen
Erzincan (afp/ap) — Im osttürkischen Erdbebengebiet sind bis Montag morgen 360 Tote geborgen und identifiziert worden. Wie die Präfektur in der Stadt Erzincan mitteilte, wurden außerdem mehr als 600 Verletzte aus den Trümmern befreit. Der Erdstoß, dem am Sonntag abend ein zweites schweres Beben folgte, hat nach Schätzung der Helfer vor Ort 4.000 Menschen das Leben gekostet. Die Rettungsarbeiten und die Verteilung von Hilfsgütern komme seit der Ankunft der ersten internationalen Hilfsmannschaften am Sonntag besser voran. Die meisten Bewohner von Erzincan verbrachten aus Furcht vor neuen Erschütterungen die Nacht im Freien. Die Temperaturen in der Region sinken um diese Jahreszeit nachts bis auf minus 20 Grad Celsius. Als die Häuser während des Nachbebens am Sonntag abend erneut einzustürzen begannen, flohen die Menschen in Panik. Die Rettungsmannschaften mußten ihre Arbeit vorübergehend einstellen. Es gab jedoch keine weiteren Todesopfer. Nach Angaben der Behörden wurden mindestens 20.000 Wohungen durch das Beben vom Freitag zerstört. Das Koordinationsbüro für Katastrophenhilfe der Vereinten Nationen (UNDRO) teilte in Genf mit, etwa 90.000 Menschen seien in Erzincan obdachlos geworden. Es sei mit insgesamt 800 Toten zu rechnen. Die japanische Regierung gab bekannt, sie werde 500.000 Dollar Soforthilfe sowie Sachspenden zur Verfügung stellen. Drei Flugzeuge der schwedischen Luftwaffe trafen mit Zelten, Stromgeneratoren und Elektromaterial in Erzincan ein. In weiten Teilen der Stadt ist die Strom- und Wasserversorgung noch immer unterbrochen. Die Behörden riefen dennoch dazu auf, Geschäfte und Banken in der zerstörten Stadt wieder zu öffnen. „Das Leben muß weitergehen“, sagte Präfekt Recep Yazicioglu. Die Rettungsarbeiten wurden in der Nacht fortgesetzt.
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