: Bohren im Wattenmeer unerwünscht
■ Greenpeace blockierte für Stunden Bohrschiffe, die im Wattenmeer für Ölpipeline probebohren sollen
Norddeich (dpa/taz) — Mitarbeiter der Umweltorganisation Greenpeace haben gestern früh bei Norddeich an der Nordseeküste zwei Bohrschiffe festgesetzt. Die Schiffe sollten im Auftrag der norwegischen Staatsfirma Statoil im Wattenmeer Erkundungsbohrungen für den Bau der geplanten 600 Kilometer langen Erdgasleitung „Europipe“ durch den Nationalpark Wattenmeer vornehmen. Taucher der Polizei konnten erst am Mittag im Hafen von Norddeich die Ketten, mit denen die Greenpeace-Aktivisten die Schiffe an den Antriebsschrauben manövrierunfähig gemacht hatten, entfernen. Greenpeace-Taucher hatten gegen drei Uhr morgens die Schiffsschrauben der Flachboote „Flunder“ und „Rochen“ mit schweren Ketten blockiert. Dreißig Greenpeacler enterten daraufhin die beiden Schiffe, die danebenliegende Bohrinsel und den dazugehörenden Schlepper „Delphin“. Sie befestigten Spruchbänder mit der Aufschrift „Nationalpark kein Industriepark“ und „Die Europipe führt nicht durchs Watt“ auf der Bohrinsel. Die Wasserschutzpolizei in Oldenburg hat inzwischen gegen insgesamt 14 Demonstranten Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs aufgenommen. Der Betreiber der Boote habe eine Räumungsverfügung beantragt.
Die Schiffe sollen trotz der Aktion im Laufe des Tages nach Norderney und in die Jademündung auslaufen. Dort sollen sie im Auftrag von Statoil neben Probebohrungen auch Drucksondierungen für die Verlegung der geplanten Großgasleitung erledigen.
Eine Genehmigung für die Erkundungen im Wattenmeer war mittag zwar noch nicht erlassen, teilte das niedersächsische Umweltministerium mit. Die Nationalpark-Verwaltung solle die Genehmigung jedoch noch im Laufe des Tages geben. Die Bohrungen hätten eine gewisse Berechtigung, da die Erforschung des Wattenmeeruntergrundes notwendig sei. Die Arbeiten müßten aber bis Ende März abgeschlossen sein, weil dann die Brutzeit der Vögel beginnt.
Schon im vergangenen Jahr hatte Greenpeace durch tagelange Blockaden der Statoil-Bohrschiffe die Probebohrungen behindert. ten
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