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Afghanische Regierung demonstriert guten Willen

Kabul (afp) — Der Sondergesandte der Vereinten Nationen für Afghanistan, Benon Sevan, hat am Montag Kabuls berüchtigtes Gefängnis Pul- e-Tscharchi besucht und mit Gefangenen gesprochen. Dies teilten UN- Diplomaten in Kabul mit. Die Regierung des afghanischen Präsidenten Nadschibullah wollte damit offensichtlich demonstrieren, daß es ihr mit der Wiederherstellung der Menschenrechte in dem Land ernst ist. In Pul-e-Tscharchi saßen in den vergangenen 13 Jahren Gegner des sowjetisch gestützten Regimes ein. Nach Sevans Afghanistan-Besuch im Februar waren elf Gegangene freigelassen worden.

Sevan versucht bei seinem Besuch in Kabul, die Nadschibullah-Regierung für Friedensgespräche unter UN-Vermittlung im kommenden Monat zu gewinnen. Als Ziel der in Genf oder Wien vorgesehenen Verhandlungen wird eine Übergangsregierung in Kabul bis zu freien Wahlen anvisiert. Sobald eine Übergangsregierung gebildet ist, soll Nadschibullah dem UN-Plan zufolge zurücktreten. Nadschibullah hatte die Forderungen kompromißloser Mudschaheddin-Gruppen zurückgewiesen, bereits zu Beginn des Friedensprozesses zurückzutreten. Friedensgespräche ohne Mitglieder der regierenden Watan-Partei seien unrealistisch, erklärte Afghanistans Präsident. Die in der pakistanischen Grenzstadt Peshawar ansässigen Mudschaheddin wandten sich indessen weiterhin gegen die Verhandlungen. Sie wollten sich nicht mit einem Vertreter der Regierung Nadschibullah oder seiner Partei an einen Tisch setzen, begründeten sie ihre Haltung. UN-Sondergesandter Sevan äußerte sich indessen zunächst nicht über den Ausgang eines eineinhalbstündigen Treffens mit Nadschibullah und anderen zivilen und militärischen Regierungsmitgliedern vom Sonntag. Für Dienstag wurde UN-Angaben zufolge eine Pressekonferenz erwartet.

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