MIT ALTEN AUTOBOSSEN AUF DU UND DU: Iacocca nennt Nachfolger
■ Chrysler-Chef geht zum Jahresende in Rente
New York (taz) — Nochmal auf ein symbolisches Jahresgehalt von einem Dollar wollte Lee A. Iacocca nicht zurück — wie 1979, als Chrysler kurz vor der Pleite stand. 1991 rutschte der Detroiter Konzern — nach guten Gewinnen in den späten 80er Jahren — wieder in die roten Zahlen: 795 Millionen Dollar Verlust fuhr Chrysler bei 29,4 Milliarden Dollar Umsatz ein — der Autoboß blieb jedoch bei seinem 1990er Jahressalär von 4,58 Millionen Dollar. Um die unausweichliche Sanierung darf sich ab Ende nächsten Jahres, wenn der 66jährige Iacocca in den Ruhestand geht, Robert Eaton (52) kümmern, dessen Ernennung Iacocca am Montag nachmittag bekanntgab. Eaton war bisher Europa-Chef des US-Autoherstellers General Motors und soll zunächst Stellvertretender Vorsitzender werden.
Mit der überraschenden Ernennung eines Außenseiters hat Iacocca den gebürtigen Schweizer Robert Lutz (60) übergangen, der bislang in der Branche als Nachfolger gehandelt wurde. Damit erlebt Lutz heute einen ähnlichen Frust wie Iacocca 1978. Damals wurde er, der sich schon sicher im Chefsessel bei Ford wähnte, von Firmenpatriarch Henry FordII gefeuert; angeblich mit der schlichten Begründung: „Ich mag Sie nicht!“
Iacocca fand daraufhin einen neuen Job beim drittgrößten US- Autoproduzenten Chrysler, der durch die Ölkrise mit seinen Benzinschluckern gerade den größten Verlust in der amerikanischen Autogeschichte eingefahren hatte. Mit Hilfe einer Staatsbürgschaft von 1,5 Mrd. Dollar und radikaler Rationalisierung machte Iacocca das Unternehmen wieder profitabel. 100.000 von 175.000 Beschäftigten verloren ihre Jobs.
Ab 1982 schrieb der Konzern schwarze Zahlen — und Iacocca avancierte zur Symbolfigur erfolgreichen amerikanischen Unternehmertums. Trotzdem wollte er Mitte der 80er Jahre nicht Präsident werden, wie die Demokraten es ihm vorschlugen: Die USA würden auf eine tiefe Rezession zusteuern, prophezeite Iacocca, dagegen habe auch er kein Konzept.
Mit dem Glanz der Chrysler-Bilanzen schwand auch der des 1982er „Detroit's man of the year“. Die unternehmerische Symbolfigur forderte gar im vergangenen Jahr, daß George Bush die Einfuhr japanischer Konkurrenzprodukte verbiete. Auf seinen Vorstoß reagierte das Finanzministerium knapp: Konkurrenz belebe das Geschäft. Donata Riedel
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