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Cap Anamur übt Minensuche im Sand

Freiwillige werden bei der Bundeswehr mit umgerüsteten Panzern zur Suche von Minen in Afrika ausgebildet/ Notärzte-Komitee verlagerte ersten Einsatz von Somalia nach Angola  ■ Aus Storkow Heide Platen

Daniel Scholz liegt bäuchlings auf dem Boden, den linken Arm auf dem Rücken verschränkt. Mit der rechten Hand scharrt er vorsichtig im Sand. Auf dem Übungsgelände der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) bei Storkow in Brandenburg trainiert er das Entschärfen von Panzerminen. Daniel Scholz ist 20 Jahre alt und hat sich als Zivilist freiwillig zu einem Kommando des Komitees „Cap Anamur“ in Angola gemeldet. Ausbildet wird er von der Bundeswehr. Der Vorsitzende, Rupert Neudeck, ist sichtlich stolz auf die neun Männer, die nach fünf Wochen in Storkow für das Cap Anamur nach Afrika gehen werden. Der vormals in Somalia geplante Einsatz der Truppe ist kurzfristig umdisponiert worden, nachdem dort Hilfstransporte überfallen worden waren. Neudeck: „Somalia ist nun erst einmal aufgeschoben.“ In der Zwischenzeit sollen vor allem im ehemaligen Kampfgebiet zwischen Angola und Namibia Hauptverkehrsstraßen und Gelände um Krankenhäuser minenfrei gemacht weden.

Die Oberstleutnante Richter und Preusker präsentierten den zum Minensuchgerät „demilitarisierten“ Panzer T-55, dessen seitliche, messerbewährte Arme tiefe Furchen in den Heidesand ziehen. Die neun Männer, die sich bisher zur Ausbildung für die Cap Anamur gemeldet haben, kommen alle aus dem Osten Deutschlands. Die meisten sind arbeitslos und ehemalige NVA-Soldaten. Sie haben sich für ein Jahr verpflichtet, der Lohn ist gering. „Rund 2.000 Mark brutto“, sagt Neudeck: „Wir wollen ja, daß der Idealismus dabei eine Rolle spielt.“ Sie sind aber „gut lebensversichert“.

Henrik Mende, 24 Jahre alt, hat sein Informatik- und Geschichtsstudium unterbrochen, um „den Menschen da helfen zu können, wo sie zu Hause sind“. Die Eltern seien darüber „nicht gerade begeistert gewesen“. Der gelernte Werkzeugmacher fuhr als Rekrut die gleichen Panzer, die jetzt im Verdichtungslager 25, im Sammellager für Militärgerät, zu Minensuchern umgebaut werden. Sein Kollege Daniel Scholz ist 20 Jahre alt, Soldat „unter vier Regierungen“ gewesen und „aus humanitären Gründen dabei“. Die Eltern sind einverstanden, eine Freundin hat er nicht: „Das wäre zu teuer.“ In der Kanzel des T-55 sitzt der 52jährige Montage-Schlosser Richard Lotz. Er hat schon vor 30 Jahren beim Bau eines Kraftwerkes Minen aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft, sucht noch einmal das Abenteuer, versteht, sagt er, „auch etwas von Waffen, Sprengstoff und Panzern“.

Rupert Neudeck, der zufrieden ist, die Unterstützung der Bundeswehr auch gegen deren „ständige Bedenkenträger“ bekommen zu haben, rechnet damit, daß das Gerät Mitte April verschifft werden kann. Zu tun werde seine Organisation mit dem Minen-Projekt für die Zukunft mehr als genug haben. Da kommt nach Angola noch Somalia, und dann hätten sie Anfragen aus Afghanistan, Kambodscha, dem irakischen Kurdistan. Es habe, sagen seine Mitarbeiter, schon eine „eigene Ironie“, daß die Ex-NVA-Soldaten ihr Leben zuerst einmal riskieren werden, um die im Sand von Angola vergrabenen Minen, die vor allem aus ihren vormals eigenen Beständen, aus denen der Roten Armee und der Tschechoslowakei stammen, auszugraben. Aber auch Belgien, Italien, die USA haben in dieses Krisengebiet geliefert. „Dynamit Nobel“ habe den Umsatz mit dem Panzerminen-Abwurfsystem „Skorpion“ 1991 um sechs Prozent gesteigert.

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