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Jugendliche erschlagen Flüchtling

In der Nähe von Rostock prügelten 25 deutsche Jugendliche einen rumänischen Asylbewerber zu Tode/ Drei Täter in Haft/ Polizei spricht von einem „Racheakt“/ Überfall war angekündigt  ■ Von Bettina Markmeyer

Berlin (taz) — 25 Jugendliche haben in der Nacht zum Sonntag ein Asylbewerberheim in Saal bei Rostock überfallen und einen 18jährigen Rumänen erschlagen. Nach Angaben des Rostocker Polizeisprechers, Bernd Teichmann, waren die Männer vermummt und mit Steinen, Baseballschlägern, abgebrochenen Knüppeln, einer Gasdruckpistole und einem Feuerlöscher bewaffnet. Systematisch durchsuchten sie das Heim. In einem Raum, in dem sie zwei rumänische Männer und eine Frau antrafen, schlugen sie dann zu.

Mit mehreren Schlägen streckten sie den 18Jährigen nieder. Sie verletzten ihn so schwer, daß er kurz darauf an einem Gefäßriß im Hals und Hirnblutungen starb. Der zweite Asylbewerber mußte seine Verletzungen im Krankenhaus behandeln lassen. Die Frau hatte vor der Tat das Zimmer verlassen können. Nach der Tat warfen die Jugendlichen, die mit sieben Autos angerückt waren, 17 Fenster des Heims ein.

Eine Funkstreife, die das Wachpersonal des Heims gerufen hatte, kam erst, nachdem die Täter das Grundstück verlassen hatten. In der ehemaligen NVA-Baracke sind etwa 50 alleinstehende rumänische AsylbewerberInnen untergebracht. Während der Nacht schaltete sich die Rostocker Kripo in die Suche nach den jugendlichen Schlägern ein. Im Verlauf des Sonntags wurden 16 Verdächtige vernommen. Drei Hauptverdächtige, keiner älter als 19 Jahre, sitzen inzwischen in Haft, über die restlichen war gestern nichts zu erfahren. Dem Hauptverdächtigen wird schwere Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen, einem weiteren schwere Körperverletzung, allen dreien Landfriedensbruch. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten erst am Montag die Öffentlichkeit informiert.

Die Ermittler in Rostock, so der Polizeisprecher, gehen davon aus, daß es sich bei dem brutalen Verbrechen um einen Racheakt handelt. Der Überfall stehe in Zusammenhang mit einer Schlägerei in einer Diskothek in Petersdorf, unweit von Saal. Dort hätten sich am Freitag abend Rumänen und Deutsche gestritten und gegenseitig angegriffen, wobei ein Deutscher durch einen Messerstich in die Hüfte verletzt worden sei. Auch der später erschlagene Rumäne sei bei diesem Streit verletzt und mit dem Deutschen gemeinsam in einem Rettungswagen ins Krankenhaus der Kreisstadt Ribnitz-Damgarten gefahren und dort ambulant behandelt worden. Der Rumäne, der seit dem 11. Dezember 1991 als Asylbewerber in Rostock lebt, sei nach der Behandlung mit einem Taxi in die Asylunterkunft nach Saal gefahren, um Bekannte zu besuchen. Bereits an diesem Abend, dem Freitag, seien die Deutschen an der Unterkunft erschienen und hätten damit gedroht, sie würden wiederkommen, um den Mann zu finden, der bei der Schlägerei den Deutschen mit einem Messer verletzt hätte. Samstag nacht rückten sie, wie angekündigt, dann bewaffnet an. Der Getötete, so Polizeisprecher Teichmann, sei mit Sicherheit nicht jener gewesen, der den Deutschen in der Petersdorfer Disko angegriffen habe.

Ohne nähere Angaben über den Inhalt der Auseinandersetzungen in der Disko machen zu können, war sich Polizeisprecher Teichmann gestern sicher, daß es „keine Hinweise auf politische Hintergründe oder Ausländerfeindlichkeit“ gebe. Alle Jugendlichen kommen aus der unmittelbaren Umgebung von Saal. Kontakte zu rechten Gruppen habe man nicht feststellen können.

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