piwik no script img

NEU IM KINO: „RIVALINNEN“ W.C.Fields hätte übel geschimpft

„Er liebt sie, aber sie liebt dich!“, „Er liebt mich nicht, aber ich liebe ihn trotzdem“, „Sie liebt ihn ja gar nicht wirklich !“, „Ich weiß, sie liebt mich, aber sie ist nicht mein Typ!“: Es wird schnell langweilig, nicht wahr ? Entschuldigung, aber aus solchen Kernsätzen besteht ein Großteil der Dialoge dieses frankokanadischen Films, dem der deutsche Verleih zu allem Überfluß auch noch den Untertitel „Eine herzzerreißende Komödie“ verpaßt hat. Vielleicht hatte Regisseur Andre Forcier ja den Ehrgeiz, einen Rekordfilm zu drehen: ich kann mich jedenfalls an keinen Film erinnern, in dem das Verb „lieben“ so oft gebraucht wird. Von der dazugehörigen Emotion ist allerdings erstaunlich wenig zu

hierhin Frauen auf Friedhof

spüren. Alle Personen behaupten nur unentwegt, diese(n) oder jene(n) zu lieben (nicht zu lieben), und der Zuschauer ist so sehr damit beschäftigt, sich in diesem Liebesgewirr zurechtzufinden, daß überhaupt keine Energie bleibt, eine der Filmfiguren besonders liebenswert, witzig, überzeugend oder originell zu finden. Sie bleiben alle blaß und uninteressant: der Jazztrompeter Gaston, der nur noch in seinem Stammclub engagiert wird; die berühmte Schauspielerin, der immer eine Meute von vierzig Verehrern folgt; ihre Tochter, die in einem mittelmäßigen Theater die Desdemona spielt und ihr Verlobter, der als Othello auf der Bühne natürlich auch für den tragischen Schluß des Filmes sorgt. Die

Hauptschauplätze sind der schlechtbesuchte Jazzclub und das heruntergekommene Theater, und in beiden wird mittelmäßige Kunst gezeigt, die viel zu viele Filmminuten fühlt. Es gibt durchaus einige komischen Szenen, bei denen man lachen kann, aber das große Finale mit einer völlig unmotivierten Schießerei auf einem Friedhof ist im besten Fall unfreiwillig komisch. Kurz ist da ein Grabstein zu sehen: William R.C. Field steht darauf, aber W.C. Fields würde sich für diese Hommage höchstens mit einigen üblen Beschimpfungen revanchieren — die wären dann allerdings witziger als der ganze Film.

Wilfried Hippen

Cinema täglich 21 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen