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Studium in Unternehmerhand

■ Mit dem Plan, Berufsakademien einzurichten, ist die CDU vorerst gescheitert/ Kritik an einem Modell, dessen Abschluß die EG nicht anerkennt

Berlin. Die CDU im Abgeordnetenhaus hatte sich das so schön vorgestellt. In einem neuen Ausbildungsweg sollen Abiturienten nicht nur in Betrieben eine Lehre absolvieren, sondern zugleich an der »Berufsakademie« studieren. Doch die Pläne der CDU sind vorerst auf Eis gelegt. Eine Anhörung im Abgeordnetenhaus mit Vertretern aus Wirtschaft und Gewerkschaften fiel wenig überzeugend aus.

In Baden-Württemberg gibt es Berufsakademien seit 1982, zur Zeit sind es acht mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Technik und Sozialwesen. Sie wurden dort unter maßgeblicher Beteiligung des jetzigen Wissenschaftssenators Manfred Erhardt aufgebaut. Kein Wunder also, daß er auch jetzt für sie eintritt und die Werbetrommel gegen die Bedenken verschiedener Kritiker rührt.

Berufsakademien vermitteln eine wissenschaftsbezogene und eine praxisorientierte Ausbildung an einer staatlichen Akademie und an Ausbildungsplätzen der Wirtschaft. Normalerweise werden die Studierenden nach sechs Semestern von der Firma, bei der sie die gesamten Praxisphasen absolvierten, übernommen. Diese finanziert auch die StudentInnen während der dreijährigen Ausbildung, je nach Ausbildungsjahr und -gang erhalten sie zwischen 300 und 1.200 Mark. Ferien gibt es wie für andere Azubis auch, die üblichen dreißig Tage im Jahr. Für viele ist dies trotz der im Vergleich mit anderen Hochschulen anstrengenden Ausbildung ein attraktives Angebot. Den finanziell schwächer Gestellten bleibt die Rückzahlung eines Bafög- Darlehens oder die Suche nach Arbeit in den Semesterferien erspart. Allerdings sind die Berufsakademien, obwohl eine fachgebundene Hochschulreife vorausgesetzt wird, keine Hochschulen. Eine Mobilität der Absolventen innerhalb der Bundesrepublik oder gar der EG ist somit nicht gegeben.

»Für die derzeitigen Probleme im Bildungssektor«, so der Pressesprecher der Wissenschaftssenatsverwaltung, Lück, »stellen die Berufsakademien die erfolgversprechendste Lösung dar.« Der ständig wachsenden Anzahl von AbiturientInnen stünde eine Alternative neben Fachhochschule und Universität offen. Außerdem wäre durch das duale System eine ausreichende Verknüpfung von Theorie und Praxis gegeben.

Die Wirtschaft hätte bereits Interesse an den Berufsakademien bekundet. »Ungefähr 200 Plätze stellt sie für den Anfang zur Verfügung, weitere werden folgen«, sagte Lück. Diese »einmalige Chance« darf seiner Ansicht nach nicht versäumt werden. Die Wirtschaft würde sonst ihr Geld zu diesem Zwecke in anderen Bundesländern investieren.

Ob die Berufsakademien wirklich eine einmalige Chance für AbiturientInnen bieten, wird von verschiedenen Seiten bezweifelt. Starke Bedenken meldeten neben der Fraktion Bündnis 90/Grüne die Gewerkschaften und Fachhochschulen an. Der Akademische Senat der Technischen Fachhochschule (TFH) hält die Institution der Berufsakademie für »unnötig und überflüssig«. Schließlich bietet die TFH seit vier Jahren einen Modellstudiengang — Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik — an, der dem dualen Charakter der Berufsakademien entspricht. Das inzwischen zu einem regulären Studiengang gewachsene Modell ist im Gegensatz zu den Berufsakademien auch EG-weit anerkannt.

Weshalb dieser nicht dem Bedarf der Wirtschaft entsprechen solle, ist TFH-Sprecher Schütt deshalb auch nicht verständlich. »Vielleicht«, vermutet Hans-Christian Walter, einer der Dozenten der TFH, »weil die TFH ihre Entscheidungen hier autonom fällen kann, ohne Einflußnahme der Wirtschaft.«

Die Gewerkschaften üben Kritik an der engen Bindung des Studierenden an den Betrieb. Zum Teil würden schon während des Studiums Verträge über die künftige Zusammenarbeit abgeschlossen. »Damit ist die Ausbildung kritikloser Firmenmitarbeiter vorprogrammiert«, sagte Gunter Hidden, Vorsitzender der Fachgruppe gewerbliche Schulen der GEW.

Offen ist auch die Frage der Finanzierung. Um die Berufsakademien finanzieren zu können, wären weitere Einsparungen der ohnehin knappen Etats im Bereich des Bildungswesens notwendig. Darum, so das Fazit von Gewerkschaft und Fachhochschule, sei es wichtiger, Universitäten und Fachhochschulen an sich zu reformieren, als das ohnehin kaum verhandene Geld im Bereich des Bildungswesens für solche Projekte auszugeben. Christof Hamann

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