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Miles plus Beat minus Callas

■ Im Maxx: Der schwarze Gitarrist Ronny Jordan macht aus Jazz wieder Tanzmusik

Miles Davis war einige Monate tot, da segelte eine seiner Kompositionen in die britischen Top 40: „So What“. Aber nicht seine Originalaufnahme wurde als Single ausgekoppelt, oft im Radio gespielt und in den Discos aufgelegt, sondern die funkige Hiphop- Version von Ronny Jordan.

Miles, der in seinen letzten Jahren ja auch versucht hat, Musik für die Hitparaden zu machen, wäre darüber sicher hocherfreut gewesen; schließlich hätte er ja auch den Sample-Akrobaten in die Hände fallen können: die hätten seinen Trompetensound bestimmt in mit der Stimme von Maria Callas gemixt. Jordans Version verbindet stattdessen die modernen Dance-Rhythmen und das jazzige Flair des Klassikers sehr geschmackvoll.

Sein Konzert im Maxx begann er gleich mit einem weiteren Davis-Standard: „All Blues“. Schlagzeug, Percussion und Kontrabaß unterlegten einen durchgängigen Beatgroove; darauf setzten ein Flötist, der Keyboarder und Jordan ihre eher dem traditionellen Jazz verpflichteten Soli.

Jordan ist nicht der erste, der versucht, den Jazz wieder zur Tanzmusik zu machen: Wenn der Keyboarder seinen Synthi auf den dreckigen 60er Sound der Hammond-Orgeln einstellte, klang er wie Jimmy Smith, der Flötist spielte so rhythmisch und swingend wie Herbie Mann; und Jordan selber versuchte erst gar nicht, die Einflüsse seiner Vorbilder Wes Montgomery, Grant Green und George Benson zu kaschieren.

Aber die Mischung macht's. Auch Jordans eigene Kompositionen leben von der angenehmen Reibung zwischen dem etwas nostalgischen Jazzfeeling und dem Hier und Jetzt des Danceclub- Beat. Bei einigen Stücken drehte Jordan die Schraube noch etwas weiter und ließ den Sänger Sir True zum funkigen Groove rappen.

Ronny Jordans Auftritt paßte genau in das coole Ambiente der Dicothek Maxx. Wenn der Jazz schon modisch aufgepeppelt werden muß, dann bitte so ! Willy Taub

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