■ AUS POLNISCHER SICHT: Go east, young (wo)men!
Besucht Rußland, Litauen, Slowakei, Bulgarien. Wenn Ihr Mut habt, besucht Albanien. Ich rede aus meiner Erfahrung. In den Siebzigern habe ich in Polen auf den Campingplätzen und als hitchhiker sehr viele junge Menschen aus Westeuropa, hauptsächlich aus der Bundesrepublik, getroffen und kennengelernt. Das Bild von Deutschland, das ich von diesen Begegnungen gewonnen habe, war so optimistisch, daß man sich das nur schwer vorstellen kann: ein Land der offenen, selbstkritischen, intelligenten Menschen, die alle fließend Englisch sprechen, sich für Verbrechen ihrer Eltern schämen, die Schwächen des Kapitalismus kritisieren und die Stärke des Geldes solidarisch einzusetzen verstehen. Einfach zum Verlieben. Viel wichtiger aber: Diese Menschen wußten, wie man eigenes Leben sinnvoll gestaltet, was für sie wertvoll und was wertlos ist. Sie waren aber meistens weit davon entfernt, diese individuelle Weisheit auf andere Lebensläufe zu übertragen. Die Lehren dieser Begegnungen waren für mich wichtiger als alle Propaganda. Nach sechs Jahren unter den Deutschen ist bei mir das alte Vertrauen noch nicht gänzlich verschwunden, obwohl ich inzwischen ziemlich desillusioniert bin, was den Staat und die Mehrheit seiner Bevölkerung betrifft. Die Kontakte mit glücklichen und klugen Menschen machen Hoffnung und zeigen das Ziel, oft auch den Weg. Dagegen sind die Kontakte mit der medialisierten Welt nichts mehr als nur eine Anstiftung zur Nachahmung: So sollst Du aussehen, das sollst Du haben. Die Nachahmung ist aber nur in einem Fall produktiv: wenn es sich um die Nachahmung einer Selbsterfahrung handelt. Das kann man aber nur verstehen, wenn man in der Selbsterfahrung des anderen auch eine Rolle spielt. Piotr Olszowka
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