piwik no script img

„Friedenscamp“ im Atomtestgelände

■ Greenpeace will auf Mururoa zelten/ Ehemaliger sowjetischer Umweltminister an Bord der „Rainbow Warrior“

Papeete (afp) — Greenpeace will auf dem französischen Atomtestgelände in Mururoa ein „Friedenscamp“ errichten, um gegen die französischen Atomversuche zu protestieren, die im Mai mit vier bis sechs unterirdischen Explosionen wieder aufgenommen werden sollen. Das Flaggschiff der Organisation, der 550 Tonnen-Schlepper Rainbow Warrior II, wird nach Angaben seines Kapitäns Joan Guitart am Dienstag die Zwölf-Meilen-Sperrzone um das Atoll, 650 Meilen von Papeete entfernt, erreichen. An Bord befinden sich außer der 14köpfigen Besatzung 16 Sympathisanten, Wissenschaftler und Journalisten. Zu ihnen gehören der ehemalige sowjetische Umweltminister, der Genetiker Nikolai Woronzow, und der polynesische Oppositionspolitiker und Bürgermeister Oscar Temaru. Seit dem Eintreffen der Rainbow II in dem zu Frankreich gehörenden Teil Polynesiens werden die Ökologen von einer Fregatte der französischen Marine überwacht. Der französische Hochkommissar in Papeete, Michel Jau, bekräftigte das offizielle Verbot in die Sperrzone einzudringen und sich Mururoa zu nähern. Bislang haben die französischen Behörden die Schiffe immer geentert, beschlagnahmt und ihre ausländischen Besatzungsmitglieder abgeschoben. 1985 hatte der französische Geheimdienst das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior im neuseeländischen Auckland versenkt. Dabei kam ein portugiesischer Fotograf ums Leben. Die Affäre hatte eine schwere Krise in den französisch-neuseeländischen Beziehungen ausgelöst.

Die Besatzung trifft unterdessen letzte Vorbereitungen für die Mission. Ein Satellitensender wird installiert, der Bilder in Fernsehqualität übertragen soll, wenn die fünf Schlauchboote der Rainbow II versuchen werden, in die Zwölf-Meilen- Zone einzudringen. Nach Angaben von Greenpeace-Sprecherin Stephanie Mills will die Organisation auch die Umweltfolgen der 130 Atomversuche untersuchen, die Frankreich seit Beginn seines Atomprogramms im Jahr 1963 auf Mururoa und dem benachbarten Fangataufa-Atoll durchgeführt hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen