: Eine Stasi-Spiegel-BAW-Connection?
■ betr.: Monika Haas oder Die Verfolgung des Phantasmas von der "terroristischen Frau"
betr.: Monika Haas oder Die Verfolgung des Phantasmas von der „terroristischen Frau“
Wir — Freundinnen und Freunde von Monika Haas — sind voller Zorn über ihre Verhaftung am 20. März 1992 in Frankfurt.
Wir sehen die Anklage gegen Monika Haas als Endpunkt eines — wie es in Stasi-Deutsch treffend heißt — Zersetzungsprozesses. Darin geht es um den Aufbau des Phantasmas als
*gefährliche
*omnipotente
*verführerische
*äußerlich zarte, dabei doch knallharte
*und nicht zu vergessen: luxuriöse terroristische Frau.
Mit diesem phantastischen Bild wird jedoch eine wirkliche Person verfolgt.
Uns ist dieses Phantasma noch aus der Zeit der TerroristInnen-Hysterie Ende der 70er Jahre lebhaft in Erinnerung.
In Übersteigerung aller damaligen Zuschreibungen an die „terroristische“ „schöne Frau“ als eigentliche Drahtzieherin allen Übels hat Monika Haas jedoch, nach den Vermutungen der beiden Spiegleartikel:
— für die RAF gearbeitet und dabei gleichzeitig mit der Stasi kooperiert,
— mit einem Palästinenserführer zusammengelebt, und dabei gleichzeitig dem israelischen Geheimdienst zugearbeitet,
— sich an der Flugzeugentführung nach Mogadischu 1977 beteiligt, dabei aber den deutschen Bundesnachrichtendienst über Aktionen informiert (Spiegel vom 24.2.1992 und vom 2.3.1992).
Und das zur Zeit der Geburt ihres zweiten Kindes!
Da wird einem in der Phantasie doch einiges an Unvereinbarkeiten abverlangt, soll Frau oder Mann diesen „Spiegel“-Strichen glauben.
Doch wo viel Rauch ist, muß bekanntlich auch ein Feuer sein. Wo viel Rauch — da ist Handlungsbedarf angezeigt, eine Aufforderung, die die Bundesanwaltschaft in ihrem Sinne zu deuten wußte: sie schritt zum Vollzug.
Denn welcher Nachrichtendienst ließe schon auf sich sitzen: Monika Haas „...habe womöglich insgeheim deutsche Sicherheitsdienste über RAF-Aktionen informiert“ (O-Ton Spiegel); der BND von daher mit Frau Haas zusammen ein Drahtzieher terroristischer Aktion?
Angesichts dieses deutlichen Spiegel-Zeichens bleiben einige Herren der Bundesanwaltschaft keineswegs mehr einsilbig und gossen das Konstrukt in eine Anklage.
Die Beschuldigungen des Spiegels gründen auf:
„Einem Stasi-Mitarbeiter soll
sie ...“
„RAF-Aussteigern wie Inge Viett soll sie dagegen, so die Stasi-Berichte ...“
„Ähnlich widersprüchlich ... den Stasi-Spähern zufolge ...“
„Werner Hoppe wollte wiederum gehört haben ...“ (O-Ton Spiegel).
Ein Konstrukt ist die Konstruktion solcher „sollte“ und „wollte“, „vom Hörensagen“. Geht das Hörensagen — wie in der Begründung des Haftbefehls — auf Stasiquellen zurück, dann haben wir es hier mit einem Medienkrimi zu tun, der Justizskandal geworden ist.
Wir haben die letzten 10 Jahre miterlebt, wie Monika Haas dafür gekämpft hat, sich selbst und ihren Kindern ein Leben in „Normalität“ zu schaffen: d.h. eine Wohnung zu haben, eine qualifizierte Ausbildung für ihre drei Kinder und eine gesicherte Arbeitsstelle. Wir wollen verhindern, daß das zerstört wird.
Gegen die hämischen Abgrenzungen, das gleichgültige Abrücken, die neunmalschlauen Verdächtigungen („ich wußte schon immer“) und das Gewisper „wo viel Rauch, da ist auch ein Feuer“, denen Monika und die Kinder seit dem Beginn dieser beispielslosen Medienkampagne ausgesetzt waren und sind, wenden wir uns an die KollegenInnen von Monika Haas, an die MitstudentInnen und MitschülerInnen und LehrerInnen der Kinder, an die Nachbarn, und nicht zuletzt an die Medien, die sich den Anspruch kritischer Öffentlichkeit nicht vom Revolverjournalismus streitig machen lassen wollen:
„Das kann gar nicht wahr sein“. Freundinnen und Freunde von Monika Haas
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