: Kurden gemahnen heftig an ihr Schicksal
Bonn/Frankfurt (afp/ap) — In der Bundesrepublik und in Brüssel kam es nach den blutigen Unruhen zum kurdischen Neujahrsfest Newroz im Südosten der Türkei zu teilweise heftigen Protestaktionen von Kurden. In Wiesbaden warfen mehrere Jugendliche kurz nach Mitternacht einen Brandsatz in eine türkische Bank, deren Einrichtung in Flammen aufging. 27 Bewohner eines über der Bank liegenden Hotels mußten evakuiert werden. Vier Hotelbewohner erlitten Rauchvergiftungen. Die Feuerwehr schätzt den Sachschaden auf über 200.000 Mark.
In Hannover besetzten rund 100 Kurden eine türkische Bank und zerschlugen Möbel und Computer. Dabei entstand ein Sachschaden von rund 100.000 Mark. In Bremen wurden die Schaufenster einer Bank, eines Geschäfts und mehrerer Reisebüros in türkischem Besitz eingeschlagen. In Berlin kam es zu ähnlichen Übergriffen, aber es entstand nur ein geringer Sachschaden. In Darmstadt verhinderte die Polizei, daß zwei Männer in der Nacht zum Dienstag einen Brandsatz in einer türkischen Bank zündeten.
In Düsseldorf besetzten etwa 300 Kurden am Dienstag vormittag für kurze Zeit das Funkhaus des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Anschließend zogen sie in das Foyer des Landtags, wo sie Transparente entrollten und mit Sprechchören gegen die türkische Regierung protestierten. Nach einer Viertelstunde verließen sie das Gebäude, ohne daß die Polizei eingreifen mußte. Auch vor dem Verwaltungsgebäude des Fernsehsenders RTL plus in Köln und im Verlagshaus des 'Kölner Stadtanzeigers‘ kam es zu friedlichen Protesten. Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ rief für Freitag zwischen 10 und 12 Uhr zu einer Mahnwache vor dem Bonner Verteidigungsministerium auf.
In Brüssel besetzten am Montag rund 100 Kurden für einige Stunden den Eingang des Europäischen Parlaments. Drei von ihnen wurden anschließend festgenommen. Zuvor hatten rund ein dutzend Kurden die Fassade der türkischen Botschaft in Brüssel mit Hämmern zum Teil erheblich beschädigt. Auch das Büro einer türkischen Bank und der Turkish Airlines sollen angegriffen worden sein.
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