Kostüme und Schultafeln

■ Tag der offenen Tür in der Bremer Arbeitslosenselbsthilfe

Wallende Gewänder, bunte Kostüme, Engelsflügel und Federboas waren gestern in der Bremer Arbeitslosenselbsthilfe (BRAS) zu bestaunen. In einem Tag der offenen Tür stellte der gemeinnützige Verein gestern seine Arbeit vor.

„Nur die Kunst, alles andere ist bloß Rauch und Dunst,“ sang Trude Redecker für den bunt gemischten Besuch. Die Schauspielerin bezieht schon seit Jahren ihre Bühnenkostüme von der BRAS-Kleiderwerkstatt — ein Projekt für arbeitslose Frauen. Freie KünstlerInnen und Theatergruppen können sich hier gegen Materiallieferung ihre Bühnengewänder nähen lassen.

Schon 1987 nähte das Frauenprojekt für die „Oper vom großen Hohngelächter“ von Dario Fo die Bühnenkostüme. Auch KünstlerInnen vom Freiraum-Theater und der Kinderzirkus „Bambini“ ließen sich von der BRAS-Kleiderwerkstatt mit phantasievollen Bühnenkleidern ausstatten.

„Die arbeitslosen Frauen, die zu uns kommen, bringen meist keine Ausbildung, aber viel Lebenserfahrung mit“ erzählt die Werkstattleiterin Sabine Karsten. Unter Anleitung zweier Schneiderinnen lernen die oft langzeitarbeitslosen Frauen, Kostüme zu entwerfen, die KünstlerInnen zu beraten, und aus bunten Materialien allerlei Bühnenausstattung herzustellen.

Weniger farbenprächtig aber ebenso phantasievoll geht es im BRAS-Projekt für arbeitslose Männer zu. Schultafeln, Transportwägelchen und Werkzeuge werden hier für Partnerprojekte in Namibia hergestellt. In dem metallverarbeitenden Selbsthilfeprojekt „von Volk zu Volk“ entwickeln 12 Männer aus Sri Lanka, der Türkei, dem Sudan und Deutschland gemeinsam dringend benötigte Gebrauchsgegenstände für das afrikanische Partnerland. „Wir haben nicht den Anspruch, flächendeckend Schultafeln für Namibia herzustellen,“ erzählt der pädagogische Betreuer Dieter Gautier, „sondern wir wollen Prototypen entwickeln, die später auch in Namibia nachgebaut werden können.“ Auch ein Informationsteil über die Lebensbedingungen in Namibia gehört zum Ausbildungskonzept des Projekts. „Unsere Leute zeigen großes Interesse an den Menschen in Namibia und ihren Bedürfnissen.“ Stundenlang habe man darüber beraten, wie ein Wassertransportwagen gestaltet werden soll. „Auf diese Weise stellen wir nicht nur einfach einen Gebrauchsgegenstand her, sondern setzen uns auch mit dem Leben in Namibia auseinander,“ meint Gautier.

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