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Berichtigung

Schon am letzten Freitag fehlte das allfällige Gedicht. Die zunehmend entspannte Haltung zur Lyrik zum Wochenende hin hat mit der Tatsache zu tun, daß wir, zur Einsicht fähig, die themenschwerpunktige Kulturseitenfolge (montags Musik & Schauspiel, donnerstags Kino, freitags Literatur) zugunsten der aktuellen Produktion (Sie erinnern sich: Fahrradboten in Montur aus einer 5. Dimension, Eilsendungen zur blauen Stunde, Flugzeuge mit laufendem Motor) „durchmischen“, wie es so schön heißt. Wir machen nun im Feuilleton fast täglich eine Tageszeitung und klopfen uns dafür mittags schon gern auf die müden Schultern. Da wir kaum noch Fehler finden, die Kulturstufe immer höher wird, können wir uns sogar erlauben, die taz-Sprachlehre fortzusetzen, haben wir doch gestern erst, beim Arzt, zwei neue Worte gelernt: Mit Stifter den Zwerchfellhochstand und mit vielleicht Arno Schmidt, jedenfalls einem eher Unerschrockenen, die innere Verschwartung. So weiten sich die Ränder der Sprache und damit aller möglichen Erkenntnis, so haben wir auch unseren LeserInnen Ablenkung verschafft, die das Gedicht vermissen. Die letzte Lockerung aber soll nicht sein: Warten wir zwar heute mit einem Mikrodrama Wolfgang Bauers von unabweisbar lyrischen Qualitäten auf, enthalten wir Ihnen dennoch heute das Gedicht nicht vor, das bereits für den letzten Freitag vorgesehen war:

Messina

Das sinkende Schiff verlassen

Das du dein Leben heißt

(in dessen Bauch wir trieben,

an Händen verschwistert):

Ich wäre gern

Mit dir versunken.

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