: BRIEFE, DIE SIE NIE ERREICHTEN Von Hans-Georg Behr
Grüß Gott, Gerda! Es ist ja wirglich schaad, daß Du die Starkbierzeit ned bei uns bist, sondern bei die Großkopfaten in Bonn. I habs scho gmerkt, das Dir a paar Maaß einfach föhln taan. Man kriagt jo sonst wirkli koan Schwung. Also, Gerda, nimm mars net iebel; dös is a matte Sach, wia Du Di von die Nordliachta feanzn laßt und ollaweil nur „drogenpolitischer Wahnsinn“ sogst. Dös hast scho beim Hasch gsagt und jetzt beim Heroin aa. Und: Dös sei „nicht konsensfähig“, als tät uns a Konsens wos kümman. Do muaßt vüü häata einihaun. Schau mi an: Zwoa Maaß oda drei, könnan aa viere sein, und schon rennt's. Wann die Nordliachta denn aa glei den Diebstahl freigebn wollatn. Vasteehst? Diebstahl betrifft jede, und die Dschankies miaßn jo stööhln, dös wiß ma aa. So muaß ma Polidig varkaufn. Wann si wer sei Hasch in die Venen jagt oder dön Herrn Ruin, daunn is dös ein Angriff auf den Rechtsstaat. So wiara Diebstahl. Weil die stööhln uns Steuerkraft und mit ihrem Aids auch Volksvermögen.
Naa, dös hab i aa bein Starkbieranstich gsagt, der was a polidische Aktion ist: Der Rechtsstaat derf net kapidulliern. Der kämpft unbarmherzig, und da muaß es bei denen Feinden auch Opfer geben. Außadem miaßn mia jo bei unserer bayerischen Linie bleiben, wo sich bewährt hat. Schließlich is der Erfolg unsera Polidig, daß die bayerischen Dschankies ja eeh olle nach Hamburg oda Frankfurt emigriert san, und dös Graffel gönnan mia jo denen Nordliachtern.
Bleib hoat und a herzhoftes Prost! Dein Stoiber Edi
Lieber Edmund! Zunächst einmal danke ich Dir für Deine erwartungsgemäß prompte Intervention gegen meinen Vorstoß. Eigentlich hatte ich gehofft, daß Du noch etwas kräftiger vorgehen würdest, aber auch so haben wir in den Medien einige Resonanz gefunden. Ich habe von Mirow nachmessen lassen: Selbst in der 'SZ‘ war unser Konflikt 5cm größer als der zwischen Waigel und Gauweiler. Eine Bitte nur: Könntest Du Deinem Freund und meinem Genossen Jansen (Schleswig-Holstein) diskret beibringen, daß er — Wahlkampf hin und her — nicht immer versuchen soll, Dich von rechts zu überholen. Das widerspricht schließlich auch unserer Vereinbarung nord-südlicher Arbeitsteilung. Wann immer einer von uns ein gesellschaftspolitisch marginales Steinchen radikal ins Wasser wirft, darf der andere den staatspolitischen Wasserwerfer auffahren. Aber: Trittbrettfahrer können wir dabei nicht brauchen, sonst könnte ja der Eindruck entstehen, wir meinten es jeweils wirklich ernst.
Ich gratuliere übrigens dazu, daß Du den neuesten Asylkompromiß als „lächerlich“ bezeichnet hast. Wären wir uns auch sonst in Sachfragen so einig, wäre das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. HerzlichstHenning
Lieber Seiters. Verstehe nicht die momentane Erregung über Heroen bzw. kontrolliertem Heroismus. Selbst Diepgen hat sich schon dazu geäußert. Erbitte Vorschlag zu klärendem Machtwort.(Unleserlich)
Sehr verehrter Bundeskanzler, ich darf Ihnen nur empfehlen, zu welchem Thema auch immer die Festigkeit des Rechtsstaates zu betonen. Was haben Sie übrigens gemeint? RespektvollstSeiters
Lieber Klose! Wollen Sie uns nun auch noch mit Heroin den Wahlkampf verhageln? Erwarten sofortigen Rückzieher!SPD Baden-Württemberg.
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