: Deutsche Zinsen werden noch längere Zeit hoch bleiben
Berlin (taz) — Die Zinsen werden in der Bundesrepublik auf längere Zeit hoch bleiben. Bundesbankdirektor Wilhelm Josef Gaddum sagte gestern auf einem Investment-Symposium der Deutschen Bank in Berlin, daß die in der EG geführte Zinssenkungsdiskussion „in Deutschland jeder Grundlage“ entbehre. Im vergangenen Jahr hätten die Banken um 33 Prozent höhere Kreditzusagen gegeben als 1990. Zudem seien die Haushaltsbelastungen durch die Treuhandanstalt und anderen Sondervermögen des Bundes überhaupt nicht mehr zu übersehen.
Nach Meinung Gaddums ist es in der gegenwärtigen Situation nicht weiter verwunderlich, daß die Meinung der Außenpolitik mit der der Bundesbank nicht übereinstimme. Ziel der Notenbank sei die Geldwertstabilität, die zu Beginn der EG- Währungsunion unbedingt zu erreichen sei — auch wenn von den EG- Partnerländern Druck auf niedrigere Zinsen im Land der Ankerwährung D-Mark ausgeübt werde. Die deutsche Volkswirtschaft müsse nach der Vereinigung zunächst ein neues Gleichgewicht finden. Die Integration von 16 Millionen Menschen könne nicht „en passant abgewickelt werden“, so Gaddum.
Die Bundesbank werde auch weiter gegensteuern, wenn die Kreditversorgung den Wachstums- und Leistungsmöglichkeiten der Volkswirtschaft nicht entspreche und Inflation drohe. Gaddum sagte, er und seine Kollegen könnten damit leben, deshalb als „Falken“ bezeichnet zu werden.
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