: Kerstein dankt den Frauenfreunden
■ SPD-Frauen sauer auf „liebe Ursel“: ZGF nicht allein Männerwerk
Es grummelt in der ASF. Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen ist sauer auf die Landesfrauenbeauftragte. Eine „Verfälschung der Geschichte“ werfen sie ihr vor. Denn in der Jubiläumsschrift zum 10jährigen Bestehen der Gleichstellungsstelle ZGF nennt deren Leiterin Ursula Kerstein namentlich ausschließlich Männer. „Als sei die Einrichtung der ZGF allein Männerwerk gewesen“, beschwert sich ASF-Sprecherin Gerda Lehmensiek bei der „lieben Ursel“. „Peinlich“ ist alles, was ihr dazu noch einfällt.
Will man/frau der Landesfrauenbeauftragten glauben, dann hat Bürgermeister Hans Koschnick die Gleichstellungsstelle 1979 auf den Weg gebracht. Dann ist es „nur der Hartnäckigkeit“ von Wolfgang Klatt zu verdanken, daß die Bürgerschaft ein Gesetz zur Errichtung der ZGF verabschiedete. Ursula Kerstein schreibt auch, daß Klaus Wedemeier, damals noch Fraktionsvorsitzender, sich dafür stark machte, die ZGF beim Präsidenten anzusiedeln. Und sie nennt in ihrem „Versuch eines Rückblicks“ noch andere, denen die ZGF viel zu verdanken hat: die Senatoren Günther Czichon und Wolfgang Kahrs.
Da bleibt altgedienten Sozialdemokratinnen die Spucke weg. Waren nicht sie es, die auf der Parteischiene all dies angeschoben haben? Hat nicht Elli Aulfes von der ASF mühselig die „SenatorEn“ überzeugt und sich etliche Abfuhren eingehandelt. Selbst die Einrichtung von Gleichstellungsausschuß und die Anbindung der ZGF beim Präsidenten waren von den SPD-Frauen, besonders von Jutta Kellmann-Hoppensack, vorangetrieben worden.
Frauen tauchen in Kersteins Rückblick dagegen nur namenlos auf: als „erwerbslose Lehrerin“ die erste Mitarbeiterin, als „sechs Frauen“ das erste Mitarbeiterinnen- Team. Da haben sich weder Barbara Loer noch Brigitte Melinkat so sehr hervorgetan, daß sie namentlich genannt werden. Dieses Privileg hat neben den parlamentarischen Würdenträgern nur eine: Käthe Schirmacher, die Frauenrechtlerin der Jahrhundertwende.
Frauen haben eine Art Beißhemmung. Die SPD- Frauen halten sich deshalb auch zurück. Öffentliche Richtigstellung? Nein. Für eine „Problematisierung“ wären sie schon dankbar. Denn weder von der ZGF noch von dem neuen Frauenressort erwarten sie kämpferische Worte, gar bissige Power. Und daß „unsere Ursel“ noch mit keinem Krach hatte, na das weiß frau ja schließlich seit Beginn ihrer politischen Karriere. „Unsere Ursel ist überall wohlgelitten. Das ist ihre Stärke, aber auch ihre Schwäche“, sagt eine, die immer noch hofft, daß Frauenpolitik in Bremen sich irgendwann einmal von den männlichen Obergurus lösen wird. Mit ihr hofft Rosi Roland
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