piwik no script img

Steht auf und sagt nein!

■ Betr.: Vorwurf der Folter an Bremer Polizeirevier

Deine Rede sei ja, ja, nein, nein, alles Weitere ist von Übel.

Es ist wahrscheinlich, daß in einem bremischen Polizeirevier mehrere Flüchtlinge gefoltert wurden — oder gibt es noch nicht einmal über diese Aussage einen breiten Konsens?

CDU-Blankoerklärungen gegenüber „der Polizei“ und die Tendenz fast aller gesellschaftlichen Gruppen, eine solche Ungeheuerlichkeit in einem Gemenge von einem geschmacklosen Plakat, einem Flugblatt mit dem Vokabular von vorgestern. Drogenhandel oder der Überlastung der Überlastung der Polizei untergehen zu lassen, lassen nur zwei Schlüsse zu: der Umgang mit diesem Verdacht ist geprägt von „es soll nicht wahr sein, was wahr zu sein scheint“ oder „wo gehobelt wird, da fallen Späne; und es soll gehobelt werden“.

Die Angst, in diesem Gemenge in den falschen Topf geworfen zu werden oder sich von unerwünschter Seite Zustimmung oder Ablehnung einzuhandeln, bestimmt das Handeln von PolitikerInnen, Medien und kritischer Öffentlichkeit. Taktik und Strategie werden zum bestimmenden Faktor des eigenen Handelns. Wer jetzt auf Nebenschauplätzen agiert, weitschweifende Erklärungen abgibt und sich taktisch verhält, stimmt zu. Der stimmt einer Relativierung der Tat Folter unter bestimmten Bedingungen zu und unterstützt die von der DVU vertretene Meinung, daß Menschenrechte teilbar sind. 50 Jahre nach dem großen kollektiven Wegsehen und Relativieren unserer Elterngeneration, während des Erhabenseins über die Feigheit der meisten Menschen in der ehemaligen DDR kostet ein Minimum an Zivilcourage gegenüber der Wahrscheinlichkeit, daß Folter in deutschen Polizeirevieren möglich sein könnte, noch fast nichts.

Steht auf und sagt nein, wenn nicht jetzt, wann dann?

Karoline Linnert, Bremen

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen